Pallade Veneta - Studie: Bildungsniveau in Deutschland in vergangenem Jahrzehnt verschlechtert

Studie: Bildungsniveau in Deutschland in vergangenem Jahrzehnt verschlechtert


Studie: Bildungsniveau in Deutschland in vergangenem Jahrzehnt verschlechtert
Studie: Bildungsniveau in Deutschland in vergangenem Jahrzehnt verschlechtert / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP/Archiv

Das Bildungsniveau in Deutschland hat sich laut einer Studie im vergangenen Jahrzehnt deutlich verschlechtert. "Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt", erklärte Studienautor Axel Plünnecke vom Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) am Mittwoch zur Vorstellung des sogenannten Bildungsmonitors.

Textgröße ändern:

Der Bildungsmonitor wird seit 2004 im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erhoben. Dabei wird anhand verschiedener Kriterien die Leistungsfähigkeit der Bildung in den Bundesländern aus einer wirtschaftlichen Perspektive untersucht. Zu den Indikatoren für die Bewertung zählen zum Beispiel die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen, Schulabbrecherquoten oder Angaben zu Lese- und Mathematikkompetenzen.

Dieses Jahr nahmen die Forschenden eine Langzeitanalyse der vergangenen 20 Jahre vor. "Auf zehn Jahre Fortschritt folgten zehn Jahre mit steigendem Handlungsdruck", hieß es. Demnach sanken die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten seit 2013 besonders stark.

"Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren", erklärte IW-Forscher Plünnecke. Internationale Vergleiche zeigen demnach, dass es anderen Ländern besser gelingt, "den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln".

Die Wissenschaftler forderten daher unter anderem den Ausbau der frühkindlichen Bildung, jährliche Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen und bessere Verwaltungsstrukturen. Auch müssten "demokratische Kompetenzen und Weltoffenheit" vermittelt werden.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben warnte vor den Herausforderungen für die Schulen durch schlechte Deutschkenntnisse der Kinder. "Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren - wir brauchen eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen", forderte er.

Im diesjährigen Ländervergleich schnitten Sachsen, Bayern und Thüringen am besten ab. Dabei sank auch in Sachsen und Thüringen das Niveau in den vergangenen zehn Jahren, in Bayern dagegen stieg es "minimal". "Besonders große Herausforderungen" hätten die drei Schlusslichter Berlin, Brandenburg und Bremen.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) äußerte sich besorgt. "Der Bildungsmonitor 2023 macht deutlich, wie dringend wir eine bildungspolitische Trendwende benötigen", erklärte sie. Sie wies auf das geplante Startchancenprogramm hin, bei dem an 4000 Schulen mit vielen sozial benachteiligten Schülern Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen gestärkt werden sollen.

A.Graziadei--PV

Empfohlen

Habeck fordert Milliardärsteuer für Schulen - Opposition spricht von "Populismus"

Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck hat eine Milliardärsteuer vorgeschlagen, um mehr Geld in Schulen investieren zu können. Es gebe in Deutschland "nicht so viele, aber einige Milliardäre, also wirklich Superreiche", sagte Habeck der "Bild am Sonntag". "Und wenn man da einen kleinen Anteil ihres Vermögens besteuern würde, dann hätte man ungefähr fünf bis sechs Milliarden Euro", fügte Habeck hinzu.

Bund und Länder einigen sich auf Digitalpakt 2.0 für Schulen

Nach langer Ungewissheit über die Zukunft des Digitalpakts für Schulen haben Bund und Länder eine Grundsatzeinigung getroffen. Beide Seiten wollen von kommendem Jahr an bis 2030 jeweils 2,5 Milliarden Euro beisteuern, sagte Bundesbildungsminister Cem Özdemir (Grüne) am Freitag in Berlin. Mit dem Digitalpakt 2.0 sollen Schulen mit besserer digitaler Infrastruktur ausgestattet werden. Es dürfe dabei "keinen Stillstand geben", betonte der Minister.

Berlins Bildungssenatorin: Digitalpakt 2.0 soll bis Herbst 2025 kommen

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat begrüßt, dass sich Bund und Länder auf eine Fortsetzung des Digitalpakts Schule geeinigt haben. "Es ist richtig, was wir jetzt machen", sagte sie am Freitag im Inforadio des RBB. "Wir haben ein Eckpunktepapier, das wir hoffentlich heute in der Bildungsministerkonferenz beschließen. Und dann muss es weitergehen."

"PISA für Erwachsene": OECD-Studie zeigt starkes Leistungsgefälle in Deutschland

Unter Erwachsenen in Deutschland klaffen die Leistungen bei Textverständnis und Mathematik weit auseinander. Das zeigt eine am Dienstag vorgestellte OECD-Studie, die auch als "PISA für Erwachsene" bekannt ist. Die Diskrepanz in Deutschland sei sehr groß, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher. "Das Leistungsniveau der Erwachsenen ohne Schulabschluss ist sehr schwach." Auch die familiäre Herkunft spiele eine große Rolle. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland insgesamt im Mittelfeld.

Textgröße ändern: