Pallade Veneta - OECD-Bildungsdirektor Schleicher hat wenig Verständnis für überlastete Lehrkräfte

OECD-Bildungsdirektor Schleicher hat wenig Verständnis für überlastete Lehrkräfte


OECD-Bildungsdirektor Schleicher hat wenig Verständnis für überlastete Lehrkräfte
OECD-Bildungsdirektor Schleicher hat wenig Verständnis für überlastete Lehrkräfte / Foto: Ina FASSBENDER - AFP/Archiv

OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher hat die Lehrkräfte in Deutschland scharf kritisiert. "Ich habe, ganz ehrlich, wenig Verständnis für Lehrer, die nur darauf pochen, dass sie überlastet seien", sagte Schleicher, der auch Chef der internationalen Schul-Vergleichsstudie Pisa ist, der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" vom Freitag. Deutschland sei "beim Lehrerberuf noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen".

Textgröße ändern:

Schülerinnen und Schüler seien "relativ gut darin, auswendig gelerntes Wissen wiederzugeben", führte Schleicher aus. Vielen falle es aber schwer, ihr Wissen auf neue Zusammenhänge zu übertragen. Sie könnten beispielsweise Fakten nicht gut genug von Meinungen unterscheiden. In deutschen Klassenzimmern habe die Umstellung, "den Kindern und Jugendlichen vor allem selbstständiges Denken beizubringen", noch nicht ausreichend stattgefunden.

Lehrkräfte müssten "Coaches" für die Kinder und Jugendlichen sein, forderte Schleicher. Sie müssten ihnen "bei ihren individuellen Lernprozessen helfen" und außerdem gemeinsam Konzepte entwickeln, um den Unterricht zu verbessern. Sie könnten sich "nicht einfach darauf zurückziehen, dass sie viel zu tun haben". Eine solche Haltung würde in keinem anderen Job akzeptiert.

Zu viele Lehrkräfte "sehen sich in erster Linie als Befehlsempfänger, die im Klassenzimmer statisch einen Lehrplan abarbeiten müssen", kritisierte Schleicher. Deutsche Lehrkräfte seien im internationalen Vergleich sehr gut bezahlt, betonte er - plädierte aber dafür, ihre Arbeitszeit anders zu organisieren und sie insbesondere von Verwaltungsaufgaben zu entlasten.

Angesichts der schlechten deutschen Ergebnisse im Pisa-Schulvergleich forderte Schleicher außerdem ein längeres gemeinsames Lernen. "Das deutsche Schulsystem schickt Kinder zu früh auf vorgefertigte Bahnen", sagte er den Zeitungen. Es gebe "kaum ein Bildungssystem, das so früh so rigoros sortiert".

Das seien Strukturen der Industriegesellschaft des vergangenen Jahrhunderts, führte Schleicher aus, "als man noch davon ausging, dass nicht so viele Wissensarbeiter gebraucht werden". Heute dagegen "müssen wir jedes Talent fördern", sagte er.

B.Cretella--PV

Empfohlen

Internationale Empörung nach Visa-Stopp für Studierende in USA - Peking nennt Vorgehen "politisch"

Der von der US-Regierung angekündigte Stopp der Visaverfahren für ausländische Studierende hat international Empörung ausgelöst. Peking nannte den Schritt am Donnerstag "politisch und diskriminierend", zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio ein "aggressives" Vorgehen gegen Studenten aus China angekündigt. Auch der Deutsche Hochschulverband kritisierte die US-Entscheidung scharf. Indes erwägen zahlreiche Studierende der besonders im Visier der US-Regierung stehenden Elite-Universität Harvard einen Hochschulwechsel.

USA stoppen vorerst Vergabe von Studentenvisa

Das US-Außenministerium hat einen Stopp der Vergabe von Studentenvisa angeordnet. Bis auf Weiteres sollten die US-Auslandsvertretungen "keine weiteren Termine für Studenten- oder Austauschvisa" vergeben, hieß es am Dienstag in einer internen Mitteilung des Außenministeriums an Botschaften und Konsulate der USA, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Hintergrund sind demnach geplante Leitlinien für eine erweiterte Überprüfung der Aktivitäten von Antragstellern in Onlinenetzwerken. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump verschärft damit ihr Vorgehen gegen Hochschulen und ausländische Studenten weiter.

Umfrage: Knapp ein Viertel der Schüler erledigt Hausaufgaben meist mit KI

Knapp ein Viertel der Schüler in Deutschland erledigt einer Umfrage zufolge Hausaufgaben meist mit Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI). Gleichzeitig fordern aber 44 Prozent, die Nutzung von KI für Hausaufgaben zu verbieten, wie der Digitalverband Bitkom am Montag in Berlin mitteilte. Fast die Hälfte hat demnach Angst vor den Entwicklungen rund um KI.

Gericht: Eltern haben keinen Anspruch auf tägliches Fleisch in Schulessen

Eltern haben einer Gerichtsentscheidung aus Baden-Württemberg zufolge keinen Anspruch darauf, dass ihrem Kind im Schulessen täglich Fleisch oder Fisch serviert wird. Für das Kind bestehe keine Pflicht, am Schulessen teilzunehmen, teilte das Verwaltungsgericht Freiburg am Montag mt. Es wies damit einen Eilantrag gegen eine überwiegend vegetarische Schulverpflegung ab. (Az.: 2 K 1477/25)

Textgröße ändern: