Vier Tote und mehrere Verletzte bei "Terroranschlag" nahe Ankara
Bei einem Anschlag vor dem Hauptquartier der türkischen Verteidigungsindustrie in der Nähe von Ankara hat es Regierungsangaben zufolge vier Tote und mehrere Verletzte gegeben. Bei dem "abscheulichen Terroranschlag" habe es "vier Märtyrer und 14 Verletzte" gegeben, erklärte am Mittwoch der türkische Präsident Erdogan. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die Bundesregierung verurteilte den "entsetzlichen Terroranschlag".
Der "Terroranschlag" sei vor dem Hauptquartier der türkischen Verteidigungsindustrie, dem Sitz von Turkish Aerospace Industries (TAI), verübt worden, teilte Innenminister Ali Yerlikaya im Onlinedienst X mit. Er bestätigte die vier Toten und 14 Verletzten. Drei der Verletzten befänden sich in Lebensgefahr. "Zwei Terroristen sind neutralisiert worden", erklärte Yerlikaya, ohne genauere Angaben zu machen.
Auf Bildern des türkischen Fernsehsenders NTV waren große Rauchwolken vor dem Eingang des TAI-Gebäudes zu sehen, das in der Ortschaft Kahramankazan etwa 40 Kilometer von Ankara entfernt liegt. Demnach ereignete sich gegen 16.00 Uhr (15.00 Uhr MESZ) eine Explosion. Es seien auch Schüsse zu hören gewesen. Kurz nach 17.30 Uhr seien die Schüsse vorbei gewesen.
NTV sprach von einem "Selbstmordattentat". Eine "Gruppe von Terroristen" sei in das TAI-Gebäude eingedrungen, wobei sich einer von ihnen in die Luft gesprengt habe. Berichten des Fernsehsenders Habertürk zufolge wurden bei dem Angriff auch Geiseln genommen. Laut Aufnahmen des Senders könnte es sich bei einem der Angreifer um eine Frau handeln. Die Zeitung "Sabah" veröffentlichte dagegen ein Foto einer Überwachungskamera, das einen schwarz gekleideten jungen Mann mit einem Schnurrbart zeigt, der einen Rucksack trägt und offenbar ein Sturmgewehr in der Hand hält.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf X: "Wir verurteilen Terrorismus in jeder Form aufs Schärfste und stehen an der Seite unseres Partners Türkei." Zuvor hatte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes erklärt: "Der entsetzliche Terroranschlag in Ankara macht tief betroffen." Die deutsche Botschaft in Ankara und das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts beobachteten "die sich derzeit noch weiter entwickelnde Lage sehr genau", fügte sie hinzu.
In der Türkei findet in dieser Woche eine wichtige Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtmesse statt, bei der auch Vertreter aus der Ukraine erwartet werden. Der Verteidigungssektor macht fast 80 Prozent der türkischen Exportleistung aus. 2023 exportierte das Land Verteidigungsgüter im Wert von 10,2 Milliarden Dollar (9,46 Milliarden Euro). Laut der Website des Unternehmens beschäftigt das staatliche Unternehmen TAI, das auch ein bedeutender Waffenproduzent ist, 15.500 Mitarbeiter und verfügt über ein fünf Millionen Quadratmeter großes Gelände.
Präsident Edogan weilte zum Zeitpunkt des Anschlags beim Gipfeltreffen der sogenannten Brics-Staaten im russischen Kasan. Er äußerte sich vor Gesprächen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin, der ihm sein "Beileid im Zusammenhang mit dem Terroranschlag" aussprach.
C.Grillo--PV