Zeichnung zu Zeitungs-Besitzer Bezos abgelehnt: "Washington Post"-Karikaturistin kündigt
Eine bekannte Karikaturistin der "Washington Post" hat im Streit um eine kritische Zeichnung zu Zeitungs-Besitzer Jeff Bezos ihre Kündigung eingereicht. Die Zeichnerin Ann Telnaes erklärte am Freitagabend (Ortszeit) auf ihrem Blog, ihre Karikatur sei von der Zeitung zurückgewiesen worden. Es sei das erste Mal, dass eine ihrer Zeichnungen abgelehnt worden sei wegen "meiner Entscheidung, gegen wen oder was ich meinen Stift richte".
Telnaes' Karikatur zeigt den Amazon-Gründer und "Washington Post"-Eigentümer Bezos sowie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und andere Tech-Unternehmer, die mit Geldsäcken in der Hand vor einer Statue des künftigen US-Präsidenten Donald Trump knien.
Bezos, Zuckerberg und andere Konzernchefs aus der Tech- und Medienbranche wie Apple-Chef Tim Cook waren nach Trumps Wahlsieg nach Florida gereist, um sich mit dem künftigen Präsidenten in dessen Residenz in Mar-a-Lago zu treffen. Amazon und der Facebook-Mutterkonzern Meta spendeten zudem je eine Million Dollar für die Feierlichkeiten zu Trumps Vereidigung am 20. Januar.
Telnaes, die für ihre Arbeit mit dem Pulitzer-Preis und anderen Auszeichnungen geehrt wurde, hatte seit 2008 für die "Washington Post" gearbeitet. Es sei auch schon in der Vergangenheit vorgekommen, dass eine ihrer Karikaturen abgelehnt worden sei - nun sei dies aber erstmals wegen ihres "Standpunkts" geschehen. "Das ist ein Wendepunkt (...) und gefährlich für eine freie Presse", erklärte sie.
Die "Washington Post" wies den Vorwurf zurück. Die Entscheidung gegen die Karikatur sei gefallen, um Dopplungen zu vermeiden. "Wir hatten gerade eine Kolumne zum gleichen Thema wie die Karikatur veröffentlicht und bereits eine weitere Kolumne - diesmal eine Satire - zur Veröffentlichung vorgesehen", erklärte der Chef der Meinungsseite der Zeitung, David Shipley.
Bezos hatte die "Washington Post" 2013 gekauft. Für Aufsehen sorgte seine Entscheidung, in dem Blatt keine Wahlempfehlung für das Duell zwischen Trump und seiner demokratischen Rivalin Kamala Harris im November zu veröffentlichen.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte die "Washington Post" zumeist Wahlempfehlungen ausgesprochen - und wenn sie dies tat, dann grundsätzlich für die Kandidaten der Demokratischen Partei.
N.Tartaglione--PV