Wechsel von Schwedens Chef-Epidemiologen Tegnell zur WHO doch noch nicht perfekt
Schwedens zentrale Gesundheitsbehörde hat ihre Ankündigung vom Monatsbeginn, ihr Chef-Epidemiologe Anders Tegnell übernehme eine hochrangige Position bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), als voreilig zurückziehen müssen. "Das Verfahren zu Anders' neuem Posten hat leider länger gedauert wegen eines Missverständnisses unsererseits hinsichtlich des administrativen Procedere", sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde FHM, Christer Janson, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Anders als von der Behörde angenommen sei das Berufungsverfahren noch nicht abgeschlossen.
Die FHM hatte vor zweieinhalb Wochen verkündet, der umstrittene Epidemiologe wechsele auf einen Posten, auf dem er als "führender Experte" in einem neuen WHO-Team für die Koordination der Zusammenarbeit mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef und der internationalen Impfallianz Gavi zuständig sei. Zu seinen Aufgaben werde es gehören, Corona-Impfstoffe für Länder in aller Welt verfügbar zu machen.
Später berichtete die schwedische Zeitung "Svenska Dagbladet" aber, die FHM habe die Mitteilung als voreilig anerkennen müssen. Behördensprecher Janson antwortete AFP auf die Frage, ob Tegnells Ernennung durch die WHO dennoch erfolgen werde: "Die Behörde hat derzeit keine weiteren Informationen. Wir hoffen, dass es möglich sein wird, eine Lösung zu finden." Dass Tegnell, der sich mit seinen 65 Jahren dem Rentenalter nähert, die FHM verlässt, gilt aber weiterhin.
Tegnell ist maßgeblich für die schwedische Sonderstrategie im Umgang mit der Corona-Pandemie verantwortlich. Schweden setzte vor allem auf freiwillige Maßnahmen der Bürger und verzichtete auf rigorose Schritte. So verhängte das Land im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten wie Deutschland nie einen Lockdown, auch galt bis auf wenige Ausnahmen keine Maskenpflicht.
Tegnell bestritt jedoch wiederholt, die sogenannte Herdenimmunität anzustreben - also eine weitgehende Immunisierung der Bevölkerung durch Masseninfektionen. Vielmehr argumentierte er, dass rigorosere Methoden nicht effektiv genug seien, um ihren Einsatz zu rechtfertigen.
In Schweden wurden bislang insgesamt mehr als 17.000 Todesopfer im Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet - deutlich mehr als in den Nachbarländern Norwegen und Finnland. Nach überdurchschnittlichen Zahlen zu Pandemiebeginn ist die Corona-Todesrate in Schweden mittlerweile aber unter den europäischen Durchschnitt gesunken.
R.Zarlengo--PV