Pallade Veneta - UNO fordert anlässlich von Münchner Welt-Aids-Konferenz mehr Engagement

UNO fordert anlässlich von Münchner Welt-Aids-Konferenz mehr Engagement


UNO fordert anlässlich von Münchner Welt-Aids-Konferenz mehr Engagement
UNO fordert anlässlich von Münchner Welt-Aids-Konferenz mehr Engagement / Foto: Yuri CORTEZ - AFP/Archiv

Anlässlich der Welt-Aids-Konferenz in München hat die UNO zu einem entschiedeneren Kampf gegen die Immunschwächekrankheit aufgerufen. "Die Ungleichheiten, die die HIV-Pandemie anfachen, werden nicht ausreichend bekämpft", erklärte die Direktorin des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV und Aids (UNAIDS), Winnie Byanyima, anlässlich der Vorstellung neuer Zahlen. "Jede Minute stirbt ein Mensch im Zusammenhang mit Aids", fügte sie hinzu.

Textgröße ändern:

In der bayerischen Landeshauptstadt beginnt um 17.00 Uhr die 25. Welt-Aids-Konferenz. Bei der nach Veranstalterangaben größten Fachveranstaltung zum Thema HIV und AIDS weltweit tauschen sich bis Freitag tausende Expertinnen und Experten aus. Zum Programm des ersten Konferenztages gehört eine Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

UNAIDS erklärte am Montag, die Zahlen von 2023 zeigten eine globale Verbesserung bei der Zahl der Neu-Infektionen, der Behandlung von HIV-Infizierten sowie einen Rückgang der Todesfälle durch Aids. Demnach wurden vergangenes Jahr 1,3 Millionen Neuinfektionen verzeichnet. Dies seien 100.000 weniger als 2022 und ein deutlicher Rückgang seit dem Höchststand von 3,3 Millionen Neuinfektionen im Jahr 1995. Von der UNAIDS-Zielmarke, die Zahl der Neuinfektionen kommendes Jahr auf 330.000 Fälle zu begrenzen, ist die Welt damit aber noch weit entfernt.

Die Zahl der Aids-bedingten Todesfälle ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 40.000 auf 630.000 Fälle zurück. Der Zugang von HIV-Patienten zu antiretroviralen Medikamenten hat sich zwar deutlich verbessert. So erhielten vergangenes Jahr 30,7 Millionen Betroffene diese Behandlung, 2010 waren es nur 7,7 Millionen gewesen. Bis zur Erfüllung der Zielvorgabe für 2025, 34 Millionen Betroffene mit antiretroviralen Medikamenten zu versorgen, bleibt aber noch viel zu tun.

Die am stärksten betroffenen Weltregionen sind weiterhin der Osten und der Süden Afrikas, mit 450.000 Neuinfektionen im vergangenen Jahr und 20,8 Millionen HIV-Infizierten insgesamt. 260.000 Infizierte starben den UN-Angaben zufolge dort 2023 an den Folgen von Aids.

UNAIDS kritisierte, die Stigmatisierung, Diskriminierung und mitunter Kriminalisierung bestimmter Gruppen führe zu höheren Infektionsraten, weil die Betroffenen sich keine Hilfe suchen und gefahrlos behandeln lassen könnten. Weltweit liegt die Aids-Rate bei Menschen zwischen 15 und 49 Jahren bei 0,8 Prozent. Bei Häftlingen sind es aber 1,3 Prozent und bei Mädchen und Frauen zwischen 15 und 24 Jahren in Ost- und Südafrika 2,4 Prozent.

Noch höher ist die Aidsrate bei Sex-Arbeitern (3,0 Prozent), Menschen, die sich Drogen spritzen (5,0 Prozent), Männern, die Sex mit Männern haben (7,7 Prozent) und Transgendern (9,2 Prozent).

UNAIDS-Chefin Byanyima kritisierte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP, ein "gut organisiertes" und gut finanziertes "Zurückdrängen" der Rechte sexueller Minderheiten und der Geburtenkontrolle. Während die Zahl der Neuinfektionen in manchen afrikanischen Ländern südlich der Sahara seit 2010 um mehr als die Hälfte zurückgegangen sei, gebe es in Osteuropa, Zentralasien und Lateinamerika Regionen, "in denen sich die Neuinfektionen in die falsche Richtung bewegen und zunehmen".

Stigmatisierung halte die Betroffenen dann von einer geeigneten Behandlung fern, kritisierte Byanyima. So werden in Osteuropa und Zentralasien nur die Hälfte der HIV-Infizierten behandelt.

Die Deutsche Aids-Hilfe forderte ein "ein klares Signal" der Aids-Konferenz in München. Das Ziel einer guten Versorgung aller HIV-Infizierten sei global noch lange nicht erreicht, erklärte der Verband in Berlin. Trotz massiver Fortschritte im Engagement gegen die Krankheit habe weltweit noch immer rund ein Viertel aller Menschen mit HIV keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten.

"Maßnahmen gegen HIV und Aids sind global noch immer unterfinanziert und es fehlt in vielen Ländern der politische Wille", erklärte Vorstandsmitglied Sylvia Urban. Auch in Deutschland gebe es Versorgungslücken. Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung etwa hätten noch immer keinen regulären Zugang zu HIV-Therapien. Die Lösung des Problems sei "überfällig".

D.Bruno--PV

Empfohlen

Verhandlungen über internationales Pandemie-Abkommen wieder aufgenommen

In Genf sind die Verhandlungen über ein internationales Pandemie-Abkommen in eine neue Runde gegangen. Die Vertreter der 194 Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konnten in elf Verhandlungsrunden bereits viele der insgesamt 37 Artikel des Vertragsentwurfs abschließen. Experten sind daher zuversichtlich, dass in den kommenden zwei Wochen nun endlich eine Einigung erzielt werden kann. Streitthemen wie der Informationsaustausch über Krankheitserreger werden aber möglicherweise aus dem eigentlichen Abkommen ausgeklammert und erst im Anschluss verhandelt.

Bericht: Engpässe bei Impfstoff gegen RS-Virus für Babys

In Deutschland gibt es laut einem Zeitungsbericht Engpässe bei der Impfung von Babys gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). "Die große Chance einer frühzeitigen und flächendeckenden Impfung aller gefährdeten Säuglinge gegen das RS-Virus haben Krankenkassen und Politik gemeinsam schlicht verschlafen", sagte der Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) für die Region Nordrhein, Axel Gerschlauer, der "Rheinischen Post" (Montagausgabe).

Zehneinhalb Jahre Haft für Narkosearzt nach Tod von Vierjähriger in Zahnarztpraxis

Nach dem Tod einer Vierjährigen bei einer Behandlung in einer Zahnarztpraxis in Hessen hat das Landgericht in Frankfurt am Main den verantwortlichen Narkosearzt zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Die zuständige Kammer sah es nach Angaben eines Gerichtssprechers am Freitag als erwiesen an, dass der Mediziner elementare Hygienestandards missachtet und dadurch mehrere behandelte Kinder geschädigt hatte. Die Vierjährige starb an einem verunreinigten Narkosemittel, drei weitere Kinder mussten wegen Blutvergiftungen behandelt werden.

Behandlung nach Kokainmissbrauch: Zahl von Patienten mehr als verdreifacht

Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der Menschen mehr als verdreifacht, die wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung sind. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung hervor. Demnach gab es im Jahr 2013 bundesweit 19.700 Patientinnen und Patienten und 2023 bereits 65.000 - ein Plus von 230 Prozent.

Textgröße ändern: