Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung schuldig gesprochen
Der frühere US-Filmproduzent Harvey Weinstein ist im Prozess in Los Angeles im Fall einer Vergewaltigung und in zwei Fällen von sexuellen Übergriffen verurteilt worden. Nach zweiwöchigen Beratungen befand ihn eine Jury am Montag (Ortszeit) in drei von sieben Anklagepunkten bezüglich einer Frau schuldig. Für unschuldig erklärten die Geschworenen den einst mächtigsten Mann Hollywoods in Bezug auf die Anschuldigungen einer zweiten Frau, hinsichtlich der anderen Vorwürfe weiterer Frauen kam die Jury zu keinem Urteil.
Dem 70-Jährigen drohen bis zu 24 Jahre Haft - zusätzlich zu einer Strafe, die er bereits absitzt. Vor zwei Jahren war der frühere Filmproduzent in einem anderen Prozess von einem Gericht in New York bereits wegen Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Sein Opfer in dem Prozess in Los Angeles erklärte am Montag, sie hoffe, Weinstein sehe "zu Lebzeiten niemals eine Gefängniszelle von außen". "Harvey Weinstein hat in dieser Nacht im Jahr 2013 einen Teil von mir für immer zerstört, und das werde ich nie wieder zurückbekommen", sagte die in den Verhandlungen anonym gebliebene Frau.
In dem Verfahren wurde Weinstein wegen mutmaßlicher sexueller Angriffe auf mehrere Frauen zwischen 2004 und 2013 in Hotels in Beverly Hills und Los Angeles angeklagt. Dem einst gefeierten Produzenten von Erfolgsfilmen wie "Pulp Fiction" und "Shakespeare in Love" wurden unter anderem sexuelle Gewalt, erzwungener Oralsex und Vergewaltigung zur Last gelegt. Weinstein weist alle Vorwürfe zurück.
Die Staatsanwaltschaft erhob im Prozess schwere Vorwürfe. Weinstein habe sowohl seine körperliche Größe als auch seine Stellung als "König" der Filmindustrie ausgenutzt, um seine Opfer in Hotelzimmern zu vergewaltigen, sagte Staatsanwalt Paul Thompson zu Beginn der Beweisaufnahme. Die Frauen aber hätten geschwiegen, aus Angst, "dass er ihre Karrieren zerstören könnte, wenn sie seine Taten melden".
Wie bei den meisten mutmaßlichen Opfern sexueller Übergriffe in den USA üblich, werden die Frauen in dem Verfahren "Jane Doe" genannt, um ihre Anonymität zu wahren. Die Identität einer Frau wurde allerdings bereits bekannt: Dabei handelt es sich um Jennifer Siebel Newsom, die Frau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom.
In den Anklagepunkten, die Siebel Newsom und eine weitere Frau betreffen, kamen die Geschworenen zu keinem Urteil. Siebel Newsom begrüßte aber die nun erfolgte Verurteilung durch die Geschworenen. "Harvey Weinstein wird nie wieder eine Frau vergewaltigen können", erklärte sie. Er werde den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen - da, wo er hingehöre.
Siebel Newsom kritisierte die Anwälte des früheren Hollywood-Produzenten. Während der Verhandlungen hätten Weinsteins Verteidiger "Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Mobbing-Taktiken eingesetzt, um uns Überlebende einzuschüchtern, zu erniedrigen und lächerlich zu machen", sagte sie. "Dieser Prozess hat uns eindringlich vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft noch einige Arbeit vor uns haben."
Bezirksstaatsanwalt George Gáscon bedauerte, dass die Jury Weinstein nicht in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen hatte. "Ich bin natürlich enttäuscht, dass die Jury hinsichtlich einiger Anklagepunkte uneins war, aber ich hoffe, dass ihr Teilurteil den Opfern zumindest ein wenig Gerechtigkeit bringt", erklärte Gáscon. Am Dienstag werden die Anwälte erneut vor Gericht erscheinen, um über das Strafmaß zu beraten.
Die Enthüllungen über Weinstein hatten vor fünf Jahren zur Entstehung der #MeToo-Bewegung geführt. Insgesamt haben fast 90 Frauen, darunter die Hollywood-Stars Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Salma Hayek, Weinstein der Belästigung oder des Übergriffs beschuldigt.
A.Tucciarone--PV