Gwyneth Paltrow gewinnt Schadensersatz-Prozess um Ski-Unfall
Hollywood-Star Gwyneth Paltrow hat einen millionenschweren Zivilprozess um einen Skiunfall für sich entschieden. Eine Jury in Park City im US-Bundesstaat Utah befand die 50-Jährige am Donnerstag (Ortszeit) für nicht verantwortlich für den Zusammenstoß auf einer Skipiste im Jahr 2016. In dem viel beachteten Prozess hatte der pensionierte Optiker Terry Sanderson Paltrow auf knapp 3,3 Millionen Dollar (rund drei Millionen Euro) Schadensersatz verklagt.
Paltrow, die an allen acht Tagen an dem von großem Medienrummel und zahlreichen Memes im Internet begleiteten Prozess persönlich teilnahm, reagierte "zufrieden" auf das Urteil. "Ich hatte das Gefühl, dass das Zulassen einer falschen Behauptung meine Integrität gefährdet", begründete Paltrow ihre Gegenklage gegen Sanderson.
Nachdem der Optiker im Ruhestand sie 2019 verklagt hatte, hatte die Oscar-Preisträgerin eine Gegenklage eingereicht und einen symbolischen Dollar Schadenersatz verlangt sowie die Erstattung ihrer Anwaltskosten.
Sandersons Anwälte hatten Paltrow vorgeworfen, 2016 im noblen Skiresort Deer Valley rücksichtslos mit einer solchen Wucht in den Rentner hineingefahren zu sein, dass er durch die Luft geflogen und schwer verletzt worden sei. "Ich wurde noch nie so hart getroffen und flog", sagte der 76-jährige in dem Prozess, der komplett live im Internet übertragen wurde. "Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist, das alles schwarz ist."
In seinem Schlussplädoyer hatte Sandersons Anwalt Lawrence Buhler gesagt, sein Mandant müsse wegen des von Paltrow verursachten Unfalls mit einem Hirnschaden leben und sei in seinen "goldenen Jahren" eingeschränkt. Die Unfallfolgen hatten laut Sandersons Anwälten seine Persönlichkeit derart verändert, dass er das Leben nicht mehr genießen könne. Sanderson "hat dieses Problem, dass ein großer Teil von ihm auf der Skipiste geblieben ist", sagte sein Anwalt.
Buhler verlangte von der Jury 33 Dollar für jede wache Stunde seit des Unfalls bis zu seinem Tod, der laut versicherungsmathematischen Tabellen in rund zehn Jahren eintreten könnte. Das macht laut Buhler "3,27 Millionen US-Dollar für die 17 Jahre, die Terry mit seinem Hirnschaden leben muss".
Paltrows Anwalt Stephen Owens hatte dies zurückgewiesen und erklärt, es sei Sanderson gewesen, der der Schauspielerin in den Rücken gefahren und ihr "wehgetan" habe. Paltrow beschrieb im Laufe des Prozesses, wie sich von hinten "zwei Skier zwischen meine Beine" drückten und sie ein "Grunzgeräusch" gehört habe. Sie habe zunächst an einen Witz oder sexuelle Belästigung gedacht, als "Opfer des Unfalls" habe sie sich später nicht nach dem Befinden des Mannes erkundigt.
Paltrows Verteidigerteam präsentierte Experten in dem Prozess, die vorrechneten, dass Sandersons Schilderung des Unfallhergangs nicht mit den Gesetzen der Physik vereinbar sei. Außerdem wiesen sie darauf hin, dass Sanderson auf einem Auge blind ist, auf dem anderen schlecht sieht, einen Schlaganfall hatte und auch schon früher bei mehreren Ärzten wegen Motorikproblemen vorgesprochen hatte.
Andererseits habe er seit dem Unfall keineswegs nur zu Hause gesessen, sondern war - wie auf Bildern in Online-Netzwerken zu sehen war, die Paltrows Anwaltsteam präsentierte - rund um die Welt gereist. "Sie haben von seinem eigenen Experten gehört (...), dass er von dem Fall besessen ist, und das ist nicht gut für ihn", sagte Paltrows Anwalt in seinem Schlussplädoyer. Sanderson solle zu seinem eigenen Wohl den Vorfall mit Paltrow ruhen lassen.
Paltrow, die sich neben ihrer Schauspielkarriere ein zweites Standbein mit der Vermarktung von Gesundheits- und Wellnessprodukten über ihre Website "Goop" aufgebaut hat, richtete am Prozessende noch ein paar nette Worte an den Rentner. Beim Verlassen des Gerichtssaals habe sie ihm "alles Gute gewünscht", sagte Sanderson.
R.Zarlengo--PV