Pallade Veneta - Missbrauchsprozess: Staatsanwalschaft fordert Haftstrafe gegen französischen Regisseur

Missbrauchsprozess: Staatsanwalschaft fordert Haftstrafe gegen französischen Regisseur


Missbrauchsprozess: Staatsanwalschaft fordert Haftstrafe gegen französischen Regisseur
Missbrauchsprozess: Staatsanwalschaft fordert Haftstrafe gegen französischen Regisseur / Foto: ALAIN JOCARD - AFP

Wegen sexueller Nötigung Minderjähriger hat die französische Staatsanwaltschaft fünf Jahre Haft, davon drei auf Bewährung, für den Regisseur Christophe Ruggia gefordert. Die Anklage zeigte sich am Dienstag überzeugt, dass Ruggia die Schauspielerin Adèle Haenel als Jugendliche mehrfach sexuell missbraucht habe. Vor dem Plädoyer hatte die 35 Jahre alte Schauspielerin den Angeklagten wütend angeschrien und aus Protest den Gerichtssaal für etwa eine halbe Stunde verlassen.

Textgröße ändern:

"Halt doch den Mund", rief Haenel, nachdem Ruggia ausgesagt hatte, dass er die damals minderjährige Schauspielerin habe beschützen wollen. Der 59-jährige Filmemacher hatte während des Prozesses die Vorwürfe zurückgewiesen. Der Termin für das Urteil sollte noch am Abend bekannt gegeben werden.

Die zweijährige Haftstrafe soll der Filmemacher nach der Forderung der Staatsanwaltschaft mit einer elektronischen Fußfessel verbüßen. Er solle zudem ein Kontaktverbot und die Zahlung einer Entschädigung auferlegt bekommen.

Zum Prozessauftakt am Montag hatte Haenel den Filmemacher als "großen Lügner" bezeichnet. Sie beschrieb vor Gericht, wie sie im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren regelmäßig ihre Samstagnachmittage bei Ruggia verbrachte, um mit ihm zusammen Filme anzusehen. Der Filmemacher hatte ihr zuvor eine Rolle in einem seiner Filme gegeben, in dem es um eine inzestuöse Beziehung zwischen Geschwistern ging.

Er habe sie bei diesen Treffen regelmäßig bedrängt, in den Nacken geküsst und unter ihrer Kleidung begrapscht, berichtete sie. Dabei habe er "so getan, als sei das normal", erinnerte sie sich. "Ich war angespannt, mein Körper verkrampfte sich, ich habe mich in eine Ecke des Sofas gekauert", so beschrieb sie ihre Reaktion.

"Wenn ich mich zu sehr gewehrt habe, hat er mich angeguckt nach dem Motto 'Nanu, was ist los?' - und dann hat er weitergemacht", sagte sie. Bevor er sie zu ihren Eltern zurückbrachte, habe er ihr Limonade und Kekse gegeben.

Der Filmemacher bestritt ihre Darstellung. "Sie hat da was falsch interpretiert", erklärte er. "Ich denke, sie hat sich radikalisiert", sagte er und verwies auf Haenels Aufsehen erregende Geste 2020, als sie bei einer Preisverleihung unter Protest den Saal verlassen hatte. Sie wollte auf diese Weise dagegen protestieren, dass der mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierte Filmemacher Roman Polanski ausgezeichnet wird.

Eine frühere Freundin des Filmemachers sagte aus, dass Ruggia ihr erzählt hatte, dass er dem Mädchen einmal "versehentlich" an die Brust gefasst, dann aber seine Hand zurückgezogen habe. Er habe ihr aber auch gesagt, dass er "total verliebt" in das Mädchen sei.

Haenel hatte die Vorwürfe gegen Ruggia 2019 öffentlich gemacht und war damit zu einer Vorreiterin der MeToo-Bewegung in Frankreich geworden, die sich gegen Missbrauch im Filmgeschäft richtet. Ruggia musste sich wegen sexueller Nötigung Minderjähriger vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft nannte als schwerwiegende Umstände die Tatsache, dass Ruggia sich Haenel gegenüber in einer Machtposition befand.

Haenel war mit Filmen wie "Die unerschütterliche Liebe der Suzanne" und "Porträt einer jungen Frau in Flammen" bekannt geworden. Sie wurde zwei Mal mit dem französischen Filmpreis César ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hat sie sich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.

H.Lagomarsino--PV

Empfohlen

Schauspielerin Tilda Swinton erhält Goldenen Ehrenbären der Berlinale 2025

Die schottische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton erhält für ihr Lebenswerk den Goldenen Ehrenbären der kommenden Berlinale. Die Bandbreite des Werks der 64-Jährigen sei atemberaubend, teilte Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle am Freitag in Berlin mit. "Sie bringt so viel Menschlichkeit, Mitgefühl, Intelligenz, Humor und Stil ins Kino und erweitert durch ihre Arbeit unsere Vorstellungen von der Welt."

Berlins Bürgermeister und Angehörige gedenken Opfern des Breitscheidplatz-Anschlags

Anlässlich des achten Jahrestags des islamistischen Anschlags am Berliner Breitscheidplatz hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Donnerstagabend an einer Gedenkandacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche teilgenommen. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in und vor der Kirche gedachten Angehörige sowie politische Vertreter der Getöteten und Verletzten. Im Jahr 2016 hatte der Islamist Anis Amri einen Anschlag auf den nahegelegenen Weihnachtsmarkt verübt und dabei zwölf Menschen getötet - ein weiteres Opfer erlag später seinen Verletzungen.

Bitte nicht auf Französisch: Ein "Bonjour" sorgt für Zoff in Belgien

Bitte nicht auf Französisch: Ein belgischer Kontrolleur hat seine Zuggäste im flämischen Teil des Landes auch mit "Bonjour" angesprochen - und sich damit eine Beschwerde eingehandelt, wie Belgiens Kommission für Sprachaufsicht (CPCL) der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag bestätigte. Inzwischen haben sich Politiker auf beiden Seiten eingemischt.

Nach Corona-Einschränkungen wieder deutlich mehr Besucher in Kultureinrichtungen

Nach den Beschränkungen während der Coronapandemie haben im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Menschen die Kultureinrichtungen in Deutschland besucht. So stieg etwa die Zahl der Besucher in deutschen Kinos 2023 auf 95,7 Millionen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das waren 23 Prozent mehr als 2022.

Textgröße ändern: