Pallade Veneta - Algerisches Anschlagsopfer verklagt Literaturpreisträger Daoud: "Das ist meine Geschichte"

Algerisches Anschlagsopfer verklagt Literaturpreisträger Daoud: "Das ist meine Geschichte"


Algerisches Anschlagsopfer verklagt Literaturpreisträger Daoud: "Das ist meine Geschichte"
Algerisches Anschlagsopfer verklagt Literaturpreisträger Daoud: "Das ist meine Geschichte" / Foto: JULIEN DE ROSA - AFP/Archiv

Weil er ihre Geschichte gegen ihren Willen in einem Roman verarbeitet haben soll, hat eine Algerierin den französisch-algerischen Literaturpreisträger Kamel Daoud in Paris verklagt. Der 2024 mit dem renommierten Goncourt-Preis ausgezeichnete Schriftsteller solle im Mai vor Gericht erscheinen, hieß es am Freitag in Justizkreisen in Paris.

Textgröße ändern:

Daouds Roman "Houris" erzählt die Geschichte einer Algerierin, die während des Bürgerkriegs in ihrem Land als Kind einen islamistischen Anschlag überlebte, bei dem die Angreifer ihr die Kehle durchschneiden wollten. Die Romanheldin verlor dabei ihre Stimme und trägt deswegen ein Kunststoffventil am Hals.

"Das ist meine Geschichte. (...) Meine Familie und Freunde haben mich alle in dem Roman wiedererkannt", sagte die 31 Jahre alte Saada Arbane dem Investigativmagazin "Mediapart". Sie sei die einzige, der dies in Algerien so passiert sei, erklärte sie. Die 31-Jährige verlangt von dem Autor eine Entschädigung in Höhe von 200.000 Euro.

Die Klägerin habe nicht gewollt, dass ihre Geschichte öffentlich werde und habe "nie ihre Zustimmung gegeben, dass Daoud sie verwendet", heißt es in der Klageschrift. Ihre Anwälte werfen dem Schriftsteller die Verletzung ihrer Privatsphäre und die Enthüllung persönlicher Details vor. Er habe sie sogar der Strafverfolgung in Algerien ausgesetzt, da er von einem dort verbotenen Abtreibungsversuch erzählt habe.

Daoud und der Gallimard-Verlag weisen die Vorwürfe zurück. "Jeder kennt diese Geschichte in Algerien, sie ist öffentlich", sagte er in einem Interview. Er habe die Klägerin weder zitiert noch Details aus ihrem Leben berichtet. Die Frau sei von der algerischen Regierung manipuliert, betonte Daoud.

Daoud hatte Arbane als Patientin seiner Ehefrau kennengelernt, bei der sie jahrelang in psychologischer Behandlung war. "Mediapart" berichtet, diese habe mehrfach vergeblich versucht, Arbanes Zustimmung einzuholen, dass ihr Mann ihre Geschichte als Romanstoff nutzen dürfe.

Das Buch enthalte zahlreiche Details, die Arbane nur ihrer Psychologin anvertraut habe. Die Klageschrift listet zahlreiche Parallelen zwischen Arbane und der Romanfigur auf, etwa die 17 Zentimeter lange Narbe und ihre in Algerien ungewöhnlichen Tätowierungen. Arbane weist den Vorwurf, sie habe sich von der algerischen Regierung instrumentalisieren lassen, zurück. Sie habe sich aus freien Stücken entschieden, gegen den Schriftsteller Klage einzureichen, sagte sie.

Die Académie Goncourt hatte bei der Preisverleihung erklärt, das Buch vereine lyrische Tiefe mit tragischen Elementen und mach die Leiden einer düsteren algerischen Epoche hörbar, vor allem die der Frauen. Daouds Buch darf in Algerien nicht veröffentlicht werden. Ein Gesetz verbietet Werke über diese Epoche in der Geschichte des Landes. Arbane hatte Daoud zuvor bereits in Algerien verklagt.

O.Pileggi--PV

Empfohlen

Ex-Assistentin von "Diddy" Combs schildert albtraumhaftes Arbeitsverhältnis

Im Vergewaltigungsprozess gegen US-Rapper Sean "Diddy" Combs hat eine ehemalige Assistentin vor Gericht ausgesagt und ein albtraumhaftes Arbeitsverhältnis beschrieben. Unter dem Pseudonym Mia berichtete sie am Donnerstag (Ortszeit) den Geschworenen in New York auch von Gewaltausfällen des Musikmoguls gegen seine Ex-Freundin "Er war der Boss, der König", erzählte Mia. Sie habe sich um die Folgen seiner Taten "kümmern" müssen und sei selbst wiederholt zum Opfer sexualisierter Gewalt geworden.

Spotify-Chef sieht in KI keine Bedrohung - sondern Chance auf mehr Kreativität

Der Chef des Audio-Streamingdienstes Spotify, Daniel Ek, sieht in der Künstlichen Intelligenz (KI) keine Bedrohung, sondern die Chance, dass in Zukunft mehr Menschen Musik machen werden. "Heute kann wahrscheinlich jeder von uns einen Beat in fünf oder zehn Minuten kreieren", sagte Ek bei einem Tag der offenen Tür in der Stockholmer Firmenzentrale in dieser Woche. "Die Werkzeuge, die uns heute zur Verfügung stehen, sind einfach umwerfend."

Iranischer Filmemacher Panahi unterstützt Streik von Lkw-Fahrern

Der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete iranische Filmemacher Jafar Panahi hat einen seit einer Woche andauernden Streik von Lastwagenfahrern in seiner Heimat mit regierungskritischen Äußerungen unterstützt. "Dies ist ein Weckruf für die Regierung: Es reicht! Schluss mit Unterdrückung und Ausbeutung", schrieb er am Mittwoch im Onlinedienst Instagram.

Komikerin Anke Engelke macht Praktikum bei Deutscher Bahn: "Kontrolliere Karten"

Die Moderatorin und Komikerin Anke Engelke hat vor einigen Monaten ein Praktikum bei der Deutschen Bahn begonnen. Seitdem arbeite sie regelmäßig in Zügen und trage dabei auch Uniform, sagte die 59-Jährige in der Talkshow "3nach9" von Radio Bremen, die am vergangenen Freitag ausgestrahlt wurde. "Ich kontrolliere Karten." Außerdem frage sie auch, ob jemand etwas zu trinken haben wolle.

Textgröße ändern: