Behörden: Sechs Sanitäter bei israelischen Angriffen im Südlibanon getötet
Bei israelischen Angriffen auf drei Ziele im Südlibanon sind libanesischen Angaben zufolge sechs Sanitäter von mit Milizen verbündeten Rettungsorganisationen getötet worden. Unter den Getöteten seien fünf Sanitäter des Islamischen Gesundheitskomitees, das der Hisbollah-Miliz nahe steht, teilte das libanesische Gesundheitsministerium am Donnerstag mit. Ein weiterer Getöteter habe für die Risala-Pfadfinder gearbeitet, die der Amal-Bewegung nahe stehen, einer mit der Hisbollah verbündeten Gruppe.
Die Angriffe trafen demnach einen Versammlungspunkt des Islamischen Gesundheitskomitees im Dorf Derdghaija sowie Fahrzeuge der Rettungskräfte. Seit dem Beginn der verstärkten Kämpfe zwischen der pro-iranischen Hisbollah und der israelischen Armee vor mehr als einem Jahr wurden damit laut libanesischen Angaben 178 Mitarbeiter von Rettungskräften getötet.
Die israelische Armee griff am Donnerstag zudem Ziele in Al-Hawsh im Süden der südlibanesischen Küstenstadt Tyros an, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Zuvor hatte die israelische Armee Bewohner dazu aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Betroffen war laut der staatlichen, libanesischen Nachrichtenagentur NNA auch das palästinensische Flüchtlingslager Ratschidije in Tyros.
Bei einem israelischen Drohnenangriff auf ein Auto auf einer Schnellstraße in der Nähe der libanesischen Hauptstadt Beirut wurde zudem der Fahrer des Wagens laut libanesischen Sicherheitskreisen getötet. Die Drohne habe am Donnerstag auf einen Mercedes gezielt, der auf der Straße von Araja zwischen Beirut und der östlichen Bekaa-Ebene unterwegs gewesen sei, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Sicherheitskreisen.
Die amtliche libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete einen "feindlichen" Drohnenangriff auf einen Wagen auf der wichtigen Verkehrsader. Auf Bildern in Onlinediensten war ein ausgebranntes Autowrack zu sehen. NNA zufolge gab es am Donnerstag einen weiteren israelischen Drohnenangriff auf ein Motorrad im Küstenort Nakura.
Ähnliche Angriffe auf Fahrzeuge im Libanon haben in den vergangenen Wochen zugenommen. Bereits am Mittwoch war der Fahrer eines Wagens bei einem israelischen Angriff auf derselben Schnellstraße bei Beirut getötet worden, wie AFP ebenfalls aus Sicherheitskreisen erfuhr. Demnach wurden in dem Kleintransporter Munitionsladungen für die Hisbollah-Miliz transportiert.
Lokale Behörden in den Gemeinden Araja und Kahhale hatten die libanesische Armee aufgefordert, "sofort einzugreifen" und die Nutzung der Straßen für den Transport von Bewaffneten und Waffen unverzüglich zu beenden, da dadurch Unschuldige gefährdet würden.
Zudem griff die israelische Armee laut eigenen Angaben Waffendepots und ein Hauptquartier der Hisbollah in der syrischen Grenzregion Kusajr an. Damit sollten Waffentransfers "aus dem Iran über Syrien an die Hisbollah im Libanon" verhindert werden, wie die Armee mitteilte.
Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge, die sich auf Angaben von Aktivisten in Syrien stützt, wurden bei einem von insgesamt drei israelischen Angriffen in der Region drei Menschen getötet. Der tödliche Angriff habe ein Waffen- und ein Öllager der Hisbollah in der Stadt Kusajr getroffen, hieß es. Es habe zudem fünf zivile Verletzte gegeben. Die zwei weiteren Angriffe zielten demnach auf Warenlager und eine Brücke südlich von Kusajr.
Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite meist kaum zu überprüfen.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete Sachschäden bei israelischen Angriffe auf das Industriegebiet und Wohngebiete in Kusajr.
Gebiete in Syrien waren im Zuge der Verschärfung des Konfliktes zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee ebenfalls verstärkt unter Beschuss geraten. Wichtige Grenzübergänge sind seit israelischen Angriffen unpassierbar.
Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon deutlich verstärkt und zudem Ende September auch Bodeneinsätze gegen Stellungen der pro-iranischen Miliz im Südlibanon begonnen.
O.Pileggi--PV