Mord an französischem Lehrer Samuel Paty: Staatsanwaltschaft beginnt Plädoyers
Gut vier Jahre nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty durch einen jungen Islamisten in Frankreich hat die Pariser Staatsanwaltschaft ihre Plädoyers begonnen. Gegen zwei Freunde des von der Polizei erschossenen Täters ließ die Anklagebehörde den Vorwurf der Beihilfe zu einem terroristischen Mord am Montag fallen. Die beiden hätten sich jedoch der Bildung einer terroristischen Vereinigung schuldig gemacht.
Die beiden Freunde seien sich der dschihadistischen Überzeugungen des Täters vollkommen bewusst gewesen und hätten ihm die materiellen Voraussetzungen für deren Umsetzung verschafft, sagte Staatsanwältin Marine Valentin.
"Samuel Paty ist kein Märtyrer und nicht als Anhänger einer Sache gestorben. (...) Er ist ein unschuldiges Opfer eines abscheulichen und sinnlosen Verbrechens", betonte Staatsanwalt Nicolas Braconnay. Der 47 Jahre alte Geschichtslehrer hatte in einer Unterrichtsstunde zum Thema Meinungsfreiheit in einer Mittelschule Mohammed-Karikaturen gezeigt. Eine damals 13 Jahre alte Schülerin löste danach mit einer Lüge eine Hetzkampagne gegen Paty aus. Ein 18 Jahre alter Islamist, der sich erst wenige Monate zuvor radikalisiert hatte und den Lehrer nicht persönlich kannte, erstach Paty in der Nähe der Schule.
Insgesamt sind in dem Prozess acht Menschen angeklagt. Zu den Hauptangeklagten zählen der Vater der Schülerin und ein dschihadistischer Prediger, die die Lüge der Schülerin weiterverbreiteten. Die Schülerin war neben weiteren Minderjährigen 2023 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Paty hatte es seinen Schülerinnen und Schülern freigestellt, den Raum zu verlassen, falls sie die Karikaturen nicht sehen wollten. Die Schülerin hatte später erklärt, der Lehrer habe gezielt muslimische Schüler aus der Klasse geschickt, um den anderen erniedrigende Darstellungen des Propheten Mohammed zu zeigen. Tatsächlich war sie an dem Tag gar nicht im Unterricht gewesen.
Der Fall hatte in Frankreich Entsetzen ausgelöst. Patys Schule in Conflans-Sainte-Honorine nordwestlich von Paris wurde mittlerweile nach dem getöteten Lehrer umbenannt.
N.Tartaglione--PV