Pallade Veneta - Weg für Neuwahlen geebnet: Scholz verliert Vertrauensfrage im Bundestag

Weg für Neuwahlen geebnet: Scholz verliert Vertrauensfrage im Bundestag


Weg für Neuwahlen geebnet: Scholz verliert Vertrauensfrage im Bundestag
Weg für Neuwahlen geebnet: Scholz verliert Vertrauensfrage im Bundestag / Foto: RALF HIRSCHBERGER - AFP

Der Weg für vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar ist geebnet: Der Bundestag verweigerte Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag wie angestrebt in einer namentlichen Abstimmung über die Vertrauensfrage die Unterstützung. Vorausgegangen war eine mehr als zweistündige Debatte, die von gegenseitigen Schuldzuweisungen der früheren Ampel-Partner und vom begonnenen Wahlkampf geprägt war.

Textgröße ändern:

Die verlorene Vertrauensfrage nach Artikel 68 Grundgesetz ist Voraussetzung dafür, dass der Bundespräsident Neuwahlen ansetzen kann. Für Scholz votierten nun 297 Abgeordnete, gegen ihn stimmten 394 Abgeordnete, 116 weitere enthielten sich.

Es war erst das sechste Mal in der bundesdeutschen Geschichte, dass ein Kanzler die Vertrauensfrage stellte. Die letzte hatte es im Juli 2005 gegeben, die darauf folgenden Neuwahlen besiegelten das Ende der Amtszeit des vor Scholz letzten SPD-Kanzlers Gerhardt Schröder.

Scholz traf nach der Abstimmung Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Schloss Bellevue, um diesen um die Auflösung des Bundestags zu bitten. Der Präsident hat nun 21 Tage Zeit, um über Neuwahlen zu entscheiden. Entscheidet er sich dafür, müssen binnen 60 Tagen Bundestagswahlen stattfinden. Der 23. Februar als Termin ist mit ihm schon abgesprochen.

Scholz warb vor der Abstimmung für die Vertrauensfrage als Weg, den Wählerinnen und Wählern nach dem Bruch der Ampel-Koalition eine Grundsatzentscheidung über den künftigen Kurs Deutschlands zu ermöglichen. Die nun anstehenden Entscheidungen über die Zukunft des Landes seien "so grundlegend, dass sie vom Souverän selbst getroffen werden" müssten, sagte er. Investitionen in die Zukunft von Wirtschaft und Wohlstand sowie die Stärkung der Bundeswehr dürften dabei nicht auf Kosten von Ausgaben für Gesundheit und Pflege oder von stabilen Renten gehen.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) warf Scholz vor, das Land "in einer der größten Wirtschaftskrisen der Nachkriegsgeschichte" zu hinterlassen. Vor Deutschland liege nun "eine gewaltige Kraftanstrengung für unser Land, für die Wirtschaft, für die Menschen, für uns alle".

Merz kritisierte die Vorschläge von SPD und Grünen für den Bundestagswahlkampf scharf. "Das heißt doch im Klartext nichts anderes als Steuererhöhungen, mehr Schulden, mehr Umverteilung auf Kosten der jungen Generation", sagte der CDU-Chef. Insbesondere die Vorstellungen der Grünen schlössen eine Koalition mit der Union aus.

Die grüne Wirtschaftspolitik sei "eine einzige politische Bankrotterklärung", schlug CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in dieselbe Kerbe. An Scholz gerichtet sagte er, es sei "nicht überraschend, dass Ihre Kanzlerperiode mit einer Vertrauensfrage endet". Es sei "nur bedauerlich, dass die so spät kommt".

Scholz ging erneut hart mit dem ehemaligen Koalitionspartner FDP ins Gericht: Er warf den Liberalen "wochenlange Sabotage" der Ampel-Koalition vor. "Politik ist kein Spiel", betonte Scholz. Sie brauche die "nötige sittliche Reife".

Scholz habe den wirtschaftlichen Abstieg lange lange geleugnet und sich nötigen Kursänderungen verweigert, konterte FDP-Chef Christian Lindner mit Blick auf den monatelangen Ampel-Streit um die Wirtschafts- und Haushaltspolitik. "Tausende, zehntausende, vielleicht hunderttausende Menschen" müssten nun fürchten, dass sie ihren Arbeitsplatz verlören.

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck räumte auch Fehler in der Ampel-Regierung ein. "Häufig waren wir zu spät, aber vor allem war es ganz häufig zu wenig", sagte er. Die drei Ampel-Partner seien sicher am Ende "alle drei genervt voneinander" gewesen. Vor den Neuwahlen gehe es nun auch darum, wie die Politik Vertrauen zurückgewinnen könne. Er forderte dabei die Union auf, bis zu den Wahlen keine "Arbeitsverweigerung" zu betreiben, sondern Beschlüsse zum Wohle des Landes zu unterstützen.

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel attestierte der Regierung Scholz ein Komplettversagen. Der Bundestag entziehe Scholz das Vertrauen, "das Sie bei den Bürgern schon längst verloren haben", sagte sie. "An den Schäden, die Sie angerichtet haben, werden die Deutschen noch Jahrzehnte zu tragen haben", sagte Weidel - und verwies auf die schwierige Lage in der Automobilbranche und anderen Industriezweigen.

Der Ko-Vorsitzende der Linken-Gruppe, Sören Pellmann, sagte, das "Versagen" der Regierung in sozialer Hinsicht sei "enorm". Das sei allerdings auch kein Wunder, wenn die "dreisten Nach-unten-Treter" der FDP an einer Regierung beteiligt seien.

Die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht warf der Ampel-Regierung vor, sie habe das Leben der Menschen in Deutschland "spürbar und nachhaltig verschlechtert". Deutschland brauche nun "keine Neuauflage der gescheiterten Politik der letzten Jahre".

G.Riotto--PV

Empfohlen

Panamas Präsident schließt Verhandlungen über Panamakanal aus

Der Präsident von Panama hat jegliche Verhandlungen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump über den Panamakanal ausgeschlossen. "Es gibt nichts zu besprechen", sagte Präsident José Raúl Mulino am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Der Kanal ist panamaisch und gehört Panamaern. Es gibt keine Möglichkeit, irgendein Gespräch über diese Tatsache zu beginnen, die das Land Blut, Schweiß und Tränen gekostet hat."

Krankenhausdirektor im Gazastreifen meldet Tod von fünf Mitarbeitern bei Angriff

Bei einem israelischen Angriff im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben eines Krankenhausdirektors fünf seiner Mitarbeiter getötet worden. Bei dem Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus in Beit Lahia seien ein Kinderarzt, eine Laborantin, zwei Krankenwagenfahrer und ein Haustechniker ums Leben gekommen, erklärte Krankenhauschef Hossam Abu Safija am Donnerstag.

Aktivisten: Für zahlreiche Todesurteile verantwortlicher General in Syrien gefasst

Sicherheitskräfte der neuen Führung in Syrien haben Aktivisten zufolge einen General festgenommen, der für zahlreiche Todesurteile im berüchtigten Saidnaja-Gefängnis verantwortlich sein soll. General Mohammed Kandscho Hassan, der Chef der Militärjustiz unter der Herrschaft des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad Chef, sei mit 20 Begleitern in der Ortschaft Chirbet al-Maasa gefasst worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Früherer indischer Premierminister Singh gestorben

Der frühere indische Regierungschef Manmohan Singh ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Indiens Premierminister Narendra Modi bestätigte den Tod Singhs am Donnerstag im Onlinedienst X und erklärte, Indien betrauere den Verlust "eines seiner bedeutendsten Führer".

Textgröße ändern: