Kanadas Ex-Zentralbankchef Carney startet Kampagne für Amt des Regierungschefs
Nach der Rücktrittsankündigung von Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat der frühere Zentralbankchef Mark Carney seinen Hut in den Ring geworfen. Der 59-jährige Ökonom startete seine Kampagne für die Nachfolge Trudeaus als Chef der Liberalen Partei und damit zugleich kanadischer Regierungschef am Donnerstag (Ortszeit) in Edmonton in der Provinz Alberta, wo er aufgewachsen ist.
"Ich tue das, weil Kanada das beste Land der Welt ist, aber sogar noch besser werden könnte", begründete Carney seine Kandidatur vor einer Menge von Anhängern. Der Ökonom, der an den Eliteunis Harvard und Oxford studiert hat, versprach, die kanadische Wirtschaft "zurück auf die Spur" zu bringen und dabei auch der Drohung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump mit Zöllen zu trotzen.
Es wird erwartet, dass Carney mit der früheren Vize-Premierministerin Chrystia Freeland, mit der er befreundet ist, um den Premierminister-Posten konkurriert. Sie wird ihre Kandidatur voraussichtlich am Sonntag verkünden.
Freeland war im Dezember überraschend als Finanzministerin zurückgetreten, nachdem sie mit Trudeau über die richtige Reaktion auf Trumps Drohung, kanadische Importe mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent zu belegen, gestritten hatte. Ihre Entscheidung löste eine politische Krise aus, in der Folge verkündete Trudeau vergangene Woche schließlich seinen Rücktritt.
Mit der Entscheidung über den Parteivorsitz der Liberalen wird zugleich bestimmt, wer künftig die kanadische Regierung führt. Dies ist womöglich nicht von langer Dauer, denn bereits im März könnte es in Kanada vorgezogene Parlamentswahlen geben. In Umfragen liegen die Liberalen derzeit rund 20 Prozentpunkte hinter der Konservativen Partei von Pierre Poilievre.
Obwohl Carney der kanadischen Zentralbank und später trotz seiner kanadischen Staatsbürgerschaft auch der Bank of England vorstand, ist er in Kanada kaum bekannt. Am Donnerstag versuchte er, sich mit scharfer Kritik an Poilievre zu profilieren. Dieser habe "schlechte Ideen, naive und gefährliche Ideen". Zugleich räumte Carney, der früher überdies UN-Sondergesandter für Klimaschutzmaßnahmen war, ein, dass Kanadas Klimapolitik inklusive einer CO2-Steuer nicht bei allen Menschen im Land auf Zustimmung stoße.
Zu Trumps Plänen, aus Kanada den 51. Bundesstaat der USA zu machen, äußerte sich Carney kürzlich humorvoll in der US-Sendung "The Daily Show". "Wir ziehen nicht bei Euch ein", sagte er zu Moderator Jon Stewart. Die USA und Kanada könnten aber "Freunde sein", damit meine er eine Freundschaft mit Vorteilen für beide Seiten.
A.Fallone--PV