"In jeden Ball geworfen": Pauli überrascht beim VfB
Der Kiezklub vergibt einen Elfmeter und verhagelt Stuttgart dennoch den Abschluss eines Traumjahres.
Stuttgart (SID) Trainer Alexander Blessin bildete mit seinem Assistenten Peter Nemeth und Sportchef Andreas Bornemann einen Jubel-Dreierpack, Matchwinner Johannes Eggestein tanzte mit den Kollegen vor dem Auswärtsblock: Der FC St. Pauli hat sich mit dem perfekten Jahresabschluss überraschend etwas Luft im Abstiegskampf verschafft.
Der Aufsteiger verhagelte Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart mit dem verdienten 1:0 (1:0) das "Finale" seines Traumjahres und feierte im zwölften Anlauf den ersten Pflichtspielerfolg bei den Schwaben. Für den bemühten, aber ideenlosen Vizemeister war es nach vier Siegen am Stück ein unerwarteter Dämpfer beim Kampf um den Wiedereinzug in die Königsklasse.
Während die VfB-Profis im weihnachtlich abgedunkelten Stadion Geschenke an die Fans verteilten, sprach Sportvorstand Fabian Wohlgemuth bei Sky von einem "extrem bitteren und enttäuschenden" Nachmittag: "Aber ich bewerte nicht nur das Spiel, sondern die zurückliegenden Monate, in denen die Mannschaft den Beweis angetreten hat, dass die letzte Saison keine Eintagsfliege war."
23 Torschüsse reichten nicht zu einem Treffer. "Die Paulianer haben sich in jeden Ball geworfen, der Torwart gut gehalten. Es war aber nicht ungerecht", sagte Wohlgemuth. Stuttgart habe der Dreifachbelastung "Tribut gezollt" und dürfte nun personell nachlegen. "Wir schauen, ob der Transfermarkt für uns eine Lösung bietet. Es könnte immer was passieren", sagte Wohlgemuth. Vor allem ein Verteidiger soll her.
Johannes Eggestein (21.) traf für die Gäste und hatte das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte mit einem Foulelfmeter (53.) aber an Nationaltorhüter Alexander Nübel. Oladapo Afolayan (80.) schoss bei einem Konter an den Pfosten.
Doch das rächte sich nicht mehr für die Paulianer, die vier der fünf vorangegangenen Ligaspiele verloren hatten. Am Ende jubelte Blessin, ein gebürtiger Cannstatter und früherer VfB-Profi.
Eggestein (8.) hatte schon die erste Chance, da fehlten noch Zentimeter. Dann übernahm der VfB das Kommando, doch Anthony Rouault unterlief ein folgenschwerer Fehlpass. Angelo Stiller konnte nicht klären, Maximilian Mittelstädt fälschte Eggesteins Schuss ins eigene Tor ab.
Stuttgart blieb dominant, konnte seinen Ballbesitz aber nicht zu weiteren Hochkarätern nutzen. St. Pauli, das auf Abwehrchef Eric Smith verzichten musste, machte geschickt die Räume eng. Der VfB vermisste seinen erkrankten Kapitän Atakan Karazor als Gestalter im Mittelfeld sehr.
Kurz nach der Pause zeigte Schiedsrichter Felix Brych nach einem Bodycheck von Anrie Chase am durchgebrochenen Afolayan auf den Punkt - eine Zentimeter-Entscheidung, weil der Kontakt auf der Strafraumlinie stattfand. Doch Nübel hatte mit dem halbhoch in die Mitte geschossenen Strafstoß keine Mühe.
St. Pauli zog sich danach immer mehr zurück und setzte offensiv nur noch Nadelstiche. Stuttgart aber tat sich weiter schwer, spielte mitunter zu umständlich.
H.Lagomarsino--PV