Pallade Veneta - Studienauswertung: E-Fuels nicht sinnvoll für großflächigen Einsatz bei Pkw und Lkw

Studienauswertung: E-Fuels nicht sinnvoll für großflächigen Einsatz bei Pkw und Lkw


Studienauswertung: E-Fuels nicht sinnvoll für großflächigen Einsatz bei Pkw und Lkw
Studienauswertung: E-Fuels nicht sinnvoll für großflächigen Einsatz bei Pkw und Lkw / Foto: John MacDougall - AFP/Archiv

Der Einsatz von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, im Straßenverkehr ergibt einer Studienauswertung zufolge nach derzeitigem Wissenstand kurz- und mittelfristig "wenig Sinn". Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) veröffentlichte am Dienstag ein Diskussionspapier, demzufolge es "mannigfaltige" Gründe gegen den Einsatz von mit Strom hergestellten E-Fuels bei Pkw und Lkw gibt. Ein solcher Einsatz sei "wirtschaftlich und ökologisch nicht zielführend".

Textgröße ändern:

Einer der Gründe ist die Verfügbarkeit: Die weltweite erneuerbare Stromproduktion müsste im Vergleich zum heutigen Stand fast verdoppelt werden, um im Jahr 2050 einen weltweiten Anteil von zehn Prozent an grünem Wasserstoff und synthetischen Brenn- und Kraftstoffen einschließlich E-Fuels zu erreichen – letztere werden daher noch lange knapp und teuer sein, heißt es in dem Papier.

Die Autoren raten daher, den Einsatz von E-Fuels auf Anwendungsbereiche zu konzentrieren, in denen keine anderen wirtschaftlichen Alternativen zur Erreichung der Treibhausgasneutralität zur Verfügung stehen. Sie nennen den Stahlsektor, die Grundstoffchemie, Raffinerien und den internationalen Flug- und Schiffsverkehr.

In dem Papier werden auch die "enormen" Umwandlungsverluste angeführt: Alternativen wie die direkte Elektrifizierung seien auf die Stromnutzung bezogen bis zu fünfmal effizienter. Die CO2-Vermeidungskosten liegen demnach bei Pkw mit E-Fuels im Jahr 2030 bei etwa 1000 Euro pro Tonne CO2 und damit um ein Vielfaches über denen der Elektromobilität oder anderer Klimaschutzmaßnahmen.

E-Fuels seien zudem teuer und könnten von einkommensschwächeren Haushalten in Zukunft kaum bezahlt werden. Die Autoren zitieren Studien, die auch nach Erreichung von bedeutenden Kostensenkungspotenzialen noch von einem Preis zwischen 1,20 Euro und 3,60 Euro pro Liter für E-Fuels im Jahr 2050 ausgehen – zuzüglich Steuern, Abgaben, Gewinnmargen, Vertriebsausgaben sowie Forschungs- und Entwicklungskosten. Der Literpreis für fossile Kraftstoffe ohne Steuern und Abgaben liegt aktuell bei 60 bis 70 Cent pro Liter.

Die Umweltbilanz schließlich sei "problematisch", weil die synthetischen Kraftstoffe bei ihrer Verbrennung im Motor Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub freisetzen.

Mitautor Martin Wietschel, Leiter des Kompetenzzentrums Energietechnologien und Energiesysteme am Fraunhofer ISI, warnte auch aus "Innovationssicht" vor dem Einsatz von E-Fuels im Straßenverkehr: Notwendige Initiativen in Richtung Elektromobilität oder andere alternative Mobilitätsformen könnten verlangsamt werden. "Denn zum Gelingen der Verkehrswende braucht es auch klare Signale sowie Planungs- und Erwartungssicherheit."

Die FDP hatte kürzlich durchgesetzt, dass die EU beim Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 eine Ausnahme für Autos berücksichtigen will, die mit synthetischen Kraftstoffen getankt werden. Die FDP verwies dabei auf die ihr wichtige Technologieoffenheit. In dem Diskussionspapier des Fraunhofer ISI heißt es dazu: "Sollten sich die heutigen wissenschaftlichen Prognosen für E-Fuels wider Erwarten als zu pessimistisch erweisen, so könnte ihr Einsatz für den Straßenverkehr noch später stärker erwogen werden."

E.Magrini--PV

Empfohlen

Finnland bricht halbes Jahrhundert alten Hitzerekord

Finnland hat einen neuen Hitzerekord aufgestellt: Mit 14 Tagen über 30 Grad Celsius am Stück überbot das nordische Land einen seit 1972 bestehenden Rekord, wie das finnische Meteorologische Institut am Freitag mitteilte. Es handele sich um den längsten Zeitraum mit Temperaturen oberhalb von 30 Grad seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1961, erklärte das Institut im Onlinedienst X.

Umweltminister Schneider: Klimawandel ist größte soziale Frage unserer Zeit

Angesichts des sogenannten globalen Erdüberlastungstags an diesem Donnerstag hat Umweltminister Carsten Schneider (SPD) den Klimawandel als "größte soziale Frage unserer Zeit" bezeichnet. "Es sind nicht die Menschen mit kleinem Geldbeutel, die das Problem verursachen, weder bei uns noch in anderen Teilen der Welt", sagte er der "Rheinischen Post" vom Donnerstag. "Den größten ökologischen Fußabdruck haben die Reichen und Superreichen mit ihrem Konsum und ihren Aktienportfolios."

Welthungerhilfe: Wieder mehr Hunger weltweit durch Kriege und Krisen

Durch Kriege, Krisen und Klimawandel sind wieder mehr Menschen weltweit von Hunger betroffen - jeder elfte Mensch nach Angaben der Hilfsorganisation Welthungerhilfe. "Wir beobachten eine Zunahme globaler Krisen, fragiler Staaten und bewaffneter Konflikte und gleichzeitig den Verlust von demokratischen Werten", prangerte Welthungerhilfe-Präsidentin Marlehn Thieme in dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht 2024 der Organisation an. Massive Budgetkürzungen bei Hilfsorganisationen drohten nun zudem, bereits erreichte Fortschritte zunichte zu machen. Mehr als 750 Millionen Menschen hungerten laut UNO im Jahr 2023.

Mehr als 80 Prozent der Bürger von Tuvalu beantragen Klima-Asyl in Australien

Angesichts der fortschreitenden Erderwärmung haben bereits mehr als 80 Prozent der Bewohner des pazifischen Inselstaats Tuvalu ein neuartiges Klima-Asyl in Australien beantragt. Bislang habe es 8750 Anmeldungen zu dem neuen Aufnahmeprogramm gegeben, verkündete die australische Kommission in Tuvalu am Mittwoch. Das entspricht 82 Prozent der 10.643 Einwohner des Inselstaats. Da nur 280 Visa in diesem Jahr vergeben würden, "werden viele ihre Chance verpassen", erklärte die Kommission.

Textgröße ändern: