Venedig will im kommenden Jahr Gebührensystem für Tagestouristen testen
Venedig will ab kommendem Frühjahr testweise ein umstrittenes Gebührensystem für Tagestouristen testen, um den Besucherandrang in der Weltkulturerbe-Stadt zu begrenzen. Tagesausflüglern werde für den Eintritt in das historische Zentrum eine Gebühr von fünf Euro berechnet, erklärte die Stadtverwaltung am Dienstag. Ziel sei es, den Tagestourismus in der italienischen Lagunenstadt "zu bestimmten Zeiten herunterzufahren" und damit der "Fragilität und Einzigartigkeit" Venedigs gerecht zu werden.
Das umstrittene Vorhaben muss noch vom Stadtrat genehmigt werden. Viele Details sind noch unklar, insbesondere hinsichtlich der Anzahl der täglich zur Verfügung stehenden Tickets.
Zunächst stimmte der Ratsvorstand am Dienstag einer 30-tägigen Testphase zu, die sich voraussichtlich auf Feiertage und Wochenenden im Frühjahr und Sommer 2024 erstrecken wird. Ausgenommen von der Eintrittsgebühr seien Anwohner, Pendler, Studenten und Kinder unter 14 Jahren sowie Touristen, die in der Stadt übernachten, hieß es in einer Erklärung.
Es sei "notwendig, die Touristenströme in bestimmten Zeiträumen zu regulieren", erklärte Bürgermeister Luigi Brugnaro. Dies bedeute aber nicht, dass die Stadt "geschlossen" werde. "Venedig wird immer allen offen stehen."
Die im 5. Jahrhundert gegründete Inselstadt ist eine der meistbesuchten Städte der Welt, voller architektonischer Schätze und Kunstwerke. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucher.
Mit dem neuen Gebührensystem werde Venedig zum "Vorreiter auf globaler Ebene", erklärte nun der Stadtrat für Tourismus, Simone Venturini. Es gehe nicht darum, Geld zu verdienen, sondern darum, eine "neue Balance zu finden zwischen den Rechten derjenigen, die in Venedig leben, studieren oder arbeiten, und jenen, die die Stadt besuchen".
Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Ende Juli empfahl die Unesco aber, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen. Der italienischen Lagunenstadt drohten "irreversible" Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zum ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation ihre Empfehlung. Mitte September stimmt der Welterbe-Rat der Unesco-Mitgliedstaaten über die Einstufung ab.
A.Rispoli--PV