Pallade Veneta - Kalifornien verklagt ExxonMobil wegen "Täuschungskampagne" bei Plastikabfall

Kalifornien verklagt ExxonMobil wegen "Täuschungskampagne" bei Plastikabfall


Kalifornien verklagt ExxonMobil wegen "Täuschungskampagne" bei Plastikabfall
Kalifornien verklagt ExxonMobil wegen "Täuschungskampagne" bei Plastikabfall / Foto: Frederic J. BROWN - AFP

"Eine Farce, eine Lüge, ein Betrug": Der US-Bundesstaat Kalifornien hat den Ölkonzern ExxonMobil wegen einer "jahrzehntelangen Täuschungskampagne" beim Recyceln von Plastikmüll verklagt. In der vom kalifornischen Generalstaatsanwalt Rob Bonta am Montag in San Francisco eingereichten Klage heißt es, der Konzern habe durch "geschicktes Marketing" Verbraucher in dem Glauben gelassen, Einwegkunststoffe könnten und würden auch recycelt werden.

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Die Klage zielt darauf ab, ExxonMobil die Kosten für die Beseitigung von Millionen Tonnen Plastik aufzuerlegen, die Land und Meer verschmutzen. Nach Angaben Bontas könnte das dem Konzern eine Rechnung in Milliardenhöhe bescheren.

"Plastik ist überall, in den tiefsten Gebieten unserer Ozeane, auf den höchsten Gipfeln der Erde und sogar in unseren Körpern", sagte Bonta vor Journalisten. Es verursache irreversible Schäden für die Umwelt und die Gesundheit. Mikroplastik sei in menschlichen Lungen gefunden worden, in Plazentagewebe, Muttermilch und in Blut.

"Welche Lösung bietet uns ExxonMobil? Plastik, Recycling: eine Farce, eine Lüge, ein Betrug", fuhr Bonta fort. ExxonMobil habe die Öffentlichkeit jahrzehntelang getäuscht, "um uns weiszumachen, dass Recycling das Problem von Plastikmüll und Verschmutzung lösen könnte".

Dabei habe der Konzern schon seit den 70er Jahren "genau gewusst, dass dies nicht möglich war", sagte Bonta. ExxonMobil habe gelogen, um seine Gewinn auf Kosten des Planeten und vermutlich auf Kosten der Gesundheit der Menschen zu steigern.

Über eine Handelsgruppe habe das Unternehmen für das Recyclingsymbol aus mehreren Pfeilen geworben, um die Verbraucher davon zu überzeugen, dass die von ihnen gekauften Materialien wieder in die Produktionskette zurückfließen und nicht auf der Mülldeponie landen würden, erklärte das kalifornische Justizministerium am Montag. "In der Realität werden nur etwa fünf Prozent der US-Kunststoffabfälle recycelt, und die Recyclingrate hat nie mehr als neun Prozent betragen", hieß es.

Der Klage zufolge begann ExxonMobil zudem kürzlich, mit "fortgeschrittenem Recycling" zu werben, einem Oberbegriff, mit dem verschiedene wärme- oder lösungsmittelbasierte Technologien bezeichnet werden. Theoretisch können diese Technologien bestimmte Plastikabfälle in petrochemische Rohstoffe umwandeln, aus denen neues Plastik hergestellt werden kann. Jedoch würden 92 Prozent des so behandelten Plastiks nicht zu anderen Plastikprodukten werden - sondern zu Treibstoff, heißt es weiter.

Der Klage der Generalstaatsanwaltschaft waren mehr als zweijährige Ermittlungen vorausgegangen. In den USA gibt es inzwischen eine Reihe von Umweltklagen gegen Öl- und Gaskonzerne. Kalifornien ist dabei einer der Vorreiter der Bewegung.

ExxonMobil erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass die kalifornischen Behörden schuld seien, dass das Recyclingsystem "nicht effektiv" sei. Der Konzern verteidigte auch sein "fortgeschrittenes Recycling". "Wir bieten echte Lösungen an, indem wir Plastikabfälle recyceln, die mit herkömmlichen Methoden nicht recycelt werden können", gab der Konzern an. Bislang habe ExxonMobil mehr als 27.000 Tonnen Plastikmaterial "zu verwertbaren Rohstoffen verarbeitet".

Nach Daten der Umweltschutzgruppe Sierra Club erzeugt ExxonMobil jedes Jahr etwa sechs Millionen Tonnen Plastik. Das bedeutet, dass das "fortgeschrittene Recycling" des Unternehmens seit seinem Start insgesamt nur rund 0,5 Prozent der jährlichen Produktion verarbeitet hat.

Die weltweite Produktion von Plastik hat sich in den vergangenen 20 Jahren auf rund 460 Millionen Tonnen pro Jahr mehr als verdoppelt. Nur etwa neun Prozent der Kunststoffe werden recycelt. Im November wollen in Südkorea 175 Länder die letzte Phase der UN-Verhandlungen zu einem internationalen Abkommen gegen Plastikmüll einläuten.

L.Bufalini--PV

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