Scholz lobt milliardenteure Emscher-Renaturierung als "echtes Vorbild"
In drei Jahrzehnten von der biologisch toten Ruhrpott-Kloake zurück zu einem sauberen Fluss: Im Beisein von Kanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Donnerstag im nordrhein-westfälischen Castrop-Rauxel der offizielle Abschluss der milliardenteuren Renaturierung der Emscher gefeiert worden. Scholz sprach in seiner Festrede von einem "Generationenprojekt", das zeige, was mit gemeinsamen Anstrengungen erreicht werden könne. Es liefere ein "echtes Vorbild" für die Bewältigung von großen Herausforderungen.
"Es kommt darauf an, dass wir uns mutig große Ziele setzen", sagte Scholz mit Blick unter anderem auf die Energiewende und das Vorhaben, Deutschland bis zum Jahr 2045 zu einem klimaneutralen modernden Industrieland umzubauen. Er sei "zutiefst überzeugt", dass das Land die "enormen Aufgaben" der Gegenwart gut bewältige. "Es kann gut ausgehen - und es wird gut ausgehen", fügte Scholz an.
Die mitten durch das Ruhrgebiet fließende Emscher wurde nach der beginnenden Industrialisierung in einen begradigten Abwasserkanal verwandelt und verkam zu einem für ihre Verschmutzung und ihren Gestank berüchtigten biologisch toten Gewässer. Da in der Gegend bergbaubedingt keine unterirdischen Kanäle gebaut wurden, diente sie der Abwasserentsorgung von Haushalten und Industrie. Die Emscher galt als schmutzigster Fluss Deutschlands und als trauriges Symbol.
Vor 30 Jahren wurde ein großangelegtes Renaturierungs- und Sanierungsprojekt gestartet, das zu den größten derartigen Vorhaben europa- und weltweit zählt. Dazu gehörte unter anderem der Bau eines 51 Kilometer langen unterirdischen Hauptabwasserkanals parallel zum Flusslauf sowie der Neubau von modernen Klär- und Abwasserpumpanlagen im Raum Dortmund, Duisburg, Bottrop und Gelsenkirchen. Dazu kamen zahlreiche weitere unterirdisch Kanäle, insgesamt rund 430 Kilometer.
Parallel dazu wurden oberirdisch der radikal begradigte Flusslauf der Emscher samt ihrer Nebenflüsse renaturiert. Verknüpft wurde das Projekt darüber hinaus mit städtebaulichen Projekten zur Bewältigung des Strukturwandels im Ruhrgebiet, etwa dem Phönix-See in Dortmund als innovatives neues Wohn- und Freizeitgelände.
Die Gesamtkosten für das von dem öffentlichen Zweckverband Emschergenossenschaft verantwortete Mammutvorhaben liegen nach dessen Angaben bei über 5,5 Milliarden Euro. Getragen werden sie hauptsächlich von diesem und den Anliegerstädten. Aber auch das Land Nordrhein-Westfalen, die EU und der Bund beteiligten sich daran.
Mit Fertigstellung des neuen unterirdischen Abwasserentsorgungssystems wurde die Emscher Anfang dieses Jahres erstmals seit mehr als 150 Jahren abwasserfrei - und damit wurde ein wesentlicher Meilenstein des Gesamtprojekts erreicht. Das Vorhaben ist aber noch nicht abgeschlossen, so wird derzeit unter anderem noch weiterhin an der Renaturierung des Flusslaufs und der Emschermündung in den Rhein gearbeitet.
Scholz bezeichnete das Großprojekt bei dem Festakt am Donnerstag als "visionär" und als "großartige Investition in bessere Lebensqualität im Ruhrgebiet". Zu Beginn habe sich kaum jemand vorstellen können, dass die zur "übelriechenden Karikatur eines Flusses" verkommene Emscher renaturiert werden könne. Noch dazu seien Zeit- und Kostenplan eingehalten worden. Dies sei "ein echtes Vorbild".
A.Saggese--PV