Pallade Veneta - Millionen Pakistaner kämpfen weiter gegen Überschwemmungen

Millionen Pakistaner kämpfen weiter gegen Überschwemmungen


Millionen Pakistaner kämpfen weiter gegen Überschwemmungen
Millionen Pakistaner kämpfen weiter gegen Überschwemmungen / Foto: Abdul MAJEED - AFP

Nach der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan läuft die internationale Hilfe langsam an. Millionen von Menschen kämpften am Montag aber weiter gegen die Folgen der ungewöhnlich heftigen Monsun-Regen, denen seit Juni bereits mehr als 1060 Menschen zum Opfer gefallen sind. Nach Angaben von Klimaministerin Sherry Rehman ein Drittel des Landes unter Wasser. Sie sprach von einer Krise "unvorstellbaren Ausmaßes".

Textgröße ändern:

Mehr als 33 Millionen Menschen und damit jeder siebte Einwohner Pakistans sind nach Angaben der Behörden von den Überschwemmungen betroffen. Fast eine Million Häuser wurden demnach zerstört oder schwer beschädigt, mehr als 80.000 Hektar Ackerland vernichtet. Über 3400 Kilometer Straßen und 157 Brücken wurden weggespült. Zudem drohte der Indus, Pakistans wichtigster Strom, über die Ufer zu treten.

Die Behörden rechneten mit weiteren Toten, da hunderte Bergdörfer im Norden des Landes immer noch von der Außenwelt abgeschnitten waren. Premierminister Sharif bereiste am Montag den besonders betroffenen Norden, um die Hilfsmaßnahmen dort persönlich zu beaufsichtigen.

Derart heftige Regenfälle habe es seit 30 Jahren nicht gegeben, sagte Sharif. Er sprach von einem "Ozean" aus Hochwasser. Islamabad hatte zuvor den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe gebeten. Erste Hilfsflüge trafen am Sonntag aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein.

In den isolierten Bergdörfern warteten immer noch unzählige Menschen am Montag auf Hilfe. Selbst Hubschrauber des pakistanischen Militärs haben Probleme, in dem unwegsamen Gelände zu landen. Ebenso zäh gestalteten sich die Rettungsarbeiten in der weitgehend überfluteten Provinz Sindh im Süden des Landes.

Klimawandelministerin Rehman sprach am Montag ebenfalls davon, alles sei ein großer "Ozean". Es gebe keinen Ort mehr, um das Wasser abzupumpen. "Dies ist nicht mehr der normale Monsun - dies ist eine Klima-Dystopie vor unserer Haustür", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Auch die wirtschaftlichen Kosten seien verheerend.

Rehman zufolge sind die Unwetter in diesem Jahr noch schlimmer als im Jahr 2010. Damals war fast ein Fünftel Pakistans überschwemmt worden, rund 2000 Menschen kamen ums Leben. Etwa 20 Millionen wurden obdachlos.

Die jährliche Monsun-Periode dauert gewöhnlich von Juni bis September. Für die Landwirtschaft und die Wasservorräte spielt sie eine äußerst wichtige Rolle, doch immer wieder sorgt sie auch für verheerende Überschwemmungen.

Nach Angaben des Wetterdiensts gab es in ganz Pakistan in diesem Jahr doppelt so viel Regen wie üblich. In den südlichen Provinzen Sindh und Belutschistan war die Regenmenge demnach mehr als viermal so hoch wie im Schnitt der vergangenen drei Jahrzehnte.

Pakistan ist besonders anfällig für Klimaveränderungen. Es steht nach Angaben der deutschen Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch auf Platz acht der am stärksten von extremen Wetterereignissen bedrohen Länder. Die Regierung in Islamabad sieht ihr Land als Opfer der unverantwortlichen Umweltpolitik anderer Staaten, die sie für den Klimawandel verantwortlich macht.

E.Magrini--PV

Empfohlen

Bericht: Aserbaidschans Interesse an fossilen Energien könnte COP29 beeinflussen

Die in anderthalb Wochen in Aserbaidschan beginnende UN-Klimakonferenz COP29 könnte nach Ansicht von zwei auf den Kampf gegen Korruption spezialisierte Organisationen durch die Interessen des Landes an fossilen Energieträgern beeinflusst werden. In ihrer derzeitigen Form laufe die COP Gefahr, "durch unangemessenen Einfluss von Unternehmen und der fossilen Brennstoffindustrie vereinnahmt zu werden", heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von Transparency International und dem Datenkollektiv zur Korruptionsbekämpfung (ACDC).

Bericht: EU muss deutlich mehr in Sicherheit investieren

Die Europäische Union muss nach einem Bericht deutlich mehr in Sicherheit und Verteidigung investieren. Der frühere finnische Präsident Sauli Niinistö schlug am Mittwoch in Brüssel vor, künftig "mindestens 20 Prozent des gesamten EU-Haushalts für Sicherheit und Krisenvorsorge" zu reservieren. Angesichts der russischen Bedrohung forderte er in seinem Strategiepapier zudem eine intensivere Zusammenarbeit der Geheimdienste und eine bessere Vorbereitung der Bevölkerung auf Krisen.

Bericht: Weltweit Höchststand bei Gesundheitsrisiken durch Klimawandel

Überschwemmungen, Hurrikans, Hitzewellen, Dürren, Waldbrände: Durch den fortschreitenden Klimawandel sind Menschen einem Bericht zufolge weltweit einem Höchststand an Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Wie aus der am Mittwoch veröffentlichten achten Ausgabe des "Lancet Countdown" zu Gesundheit und Klimawandel hervorgeht, haben zehn von insgesamt 15 untersuchten Anzeichen der Gesundheitsbedrohung "besorgniserregende neue Rekorde erreicht". Die an dem Bericht beteiligten Experten weisen darauf hin, dass wichtige Zeit im Kampf gegen den Klimawandel "verschwendet und mit dem Leben" vieler Menschen bezahlt worden sei.

Klimaforscher Latif fordert Abkehr vom 1,5-Grad-Ziel: "De facto längst gerissen"

Der Klimaforscher Mojib Latif fordert eine Abkehr vom Ziel der Begrenzung der Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. "Ich finde es geradezu lächerlich, dass sich die Weltpolitik immer noch an dem 1,5-Grad-Ziel festhält", sagte Latif den Zeitungen der Mediengruppe Bayern vom Dienstag. "Das ist de facto doch längst gerissen."

Textgröße ändern: