Pallade Veneta - Musk sorgt mit Sperrung von Twitter-Konten von Journalisten für Empörung

Musk sorgt mit Sperrung von Twitter-Konten von Journalisten für Empörung


Musk sorgt mit Sperrung von Twitter-Konten von Journalisten für Empörung
Musk sorgt mit Sperrung von Twitter-Konten von Journalisten für Empörung / Foto: WIN MCNAMEE - GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP/Archiv

Twitter-Chef Elon Musk hat mit der Sperrung der Nutzerkonten von mehreren US-Journalisten scharfe Kritik auf sich gezogen. Betroffene Medien wie die "New York Times" und der Nachrichtensender CNN sprachen von einem "ungerechtfertigten" und "fragwürdigen" Vorgehen des Kurzbotschaftendienstes. In Berlin erklärte die Bundesregierung am Freitag, sie habe ein "Problem" mit der Sperrung der Konten; die EU-Kommission drohte Musk "Sanktionen" an.

Textgröße ändern:

Twitter hatte am Donnerstag ohne Angaben von Gründen die Nutzerkonten von mehr als einem halben Dutzend bekannter Journalisten gesperrt. Die Betroffenen arbeiten unter anderem für renommierte Medien wie CNN, die "New York Times" und die "Washington Post".

Die Journalisten hatten zuvor über die Sperrung des Twitter-Accounts @ElonJet berichtet, auf dem ein junger US-Student die Flüge von Musks Privatjet dokumentierte. Der streitbare Multimilliardär wirft den Journalisten vor, dabei selbst Angaben über seinen Standort in Echtzeit verbreitet zu haben - und damit seine Sicherheit zu gefährden.

"Sie haben meinen exakten Echtzeit-Standort veröffentlicht, letztlich Ermordungs-Koordinaten in einem (offensichtlichen) direkten Verstoß gegen die Twitter-Nutzerregeln", schrieb der Chef des Elektroautobauers Tesla und des Raumfahrtunternehmens SpaceX auf Twitter. Allerdings gibt es keinerlei Hinweis darauf, dass die Journalisten tatsächlich den Standort von Musk geteilt hatten.

Musk hatte am Mittwoch nach der Sperrung von @ElonJet erklärt, jedes Nutzerkonto, das den Standort von jemandem publik mache, werde blockiert, weil es die Sicherheit von Menschen gefährde. Er verwendete dabei den Begriff "Doxxing", wie in den USA die Veröffentlichung von Privatdaten im Internet genannt wird, häufig mit dem Ziel, jemandem zu schaden.

Am Donnerstagabend schrieb Musk nun mit Blick auf die gesperrten Nutzerkonten der Journalisten: "Mich den ganzen Tag zu kritisieren ist vollkommen okay, aber meinen Standort in Echtzeit zu veröffentlichen und meine Familie zu gefährden ist nicht okay."

Das Vorgehen löste umgehend scharfe Kritik aus. "Die plötzliche und ungerechtfertigte Sperrung von Journalisten, inklusive Donie O'Sullivan von CNN, ist besorgniserregend - aber nicht überraschend", erklärte der Nachrichtensender. "Twitters zunehmende Instabilität und Volatilität sollte große Bedenken bei jedem auslösen, der die Plattform nutzt." Die "New York Times" bezeichnete Twitters Vorgehen als "fragwürdig".

Mit Sarkasmus reagierte Sarah Reese Jones von der Website "PoliticusUSA": "Nichts steht so sehr für Redefreiheit wie Journalisten zu blockieren, die über einen berichten."

Musk hatte Twitter Ende Oktober mit der Ankündigung gekauft, die in seinen Augen eingeschränkte Redefreiheit auf der Online-Plattform wiederherzustellen. Der derzeit zweitreichste Mann der Welt gibt sich als radikaler Verfechter für die Meinungsfreiheit und will die Moderation von Inhalten auf Twitter auf ein Minimum beschränken.

Dass Twitter nun ausgerechnet die Konten von Journalisten sperrte, stieß auch in Europa auf scharfe Kritik. "Pressefreiheit darf nicht nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden", erklärte das Auswärtige Amt auf Twitter. Die gesperrten Journalisten könnten jetzt auch dem Ministerium auf Twitter nicht mehr folgen. "Damit haben wir ein Problem."

Justizminister Marco Buschmann (FDP) erklärte: "Viel über FreeSpeech reden, sie aber sofort beenden, wenn man selbst kritisiert wird: Das ist ein seltsames Verständnis von Meinungsfreiheit."

EU-Vizekommissionspräsidentin Vera Jourova erklärte auf Twitter, die "Nachrichten über die willkürliche Suspendierung von Journalisten sind besorgniserregend". Sie warnte: "Es gibt rote Linien. Und bald Sanktionen."

Musk hat Twitter seit der Übernahme für 44 Milliarden Dollar (rund 41 Milliarden Euro) ins Chaos gestürzt. Er entließ das Spitzenmanagement und rund die Hälfte der Belegschaft und schaltete gesperrte Konten wie jenes des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder frei. Kritiker befürchten, dass unter Musks Führung auf Twitter Hassbotschaften und Falschinformationen rasant zunehmen könnten.

O.Mucciarone--PV

Empfohlen

Autobauer Ford will bis 2027 in Deutschland 2900 Stellen abbauen

Der US-Autobauer Ford will bis Ende 2027 in Deutschland rund 2900 Stellen abbauen. Insgesamt sollen in Europa bis zu diesem Zeitpunkt 4000 Stellen wegfallen, davon neben Deutschland vor allem in Großbritannien, wie das Unternehmen am Mittwoch in Köln mitteilte. Der Großteil der Stellen soll demnach im Kölner Werk wegfallen. Dort waren zuletzt rund 12.000 Menschen beschäftigt.

Initiative in Baku für Verzicht auf neue Kohlekraftwerke

Eine Gruppe von 25 Staaten hat sich am Rande der UN-Klimakonferenz in Baku auf einen Aufruf zum weltweiten Verzicht auf neue Kohlekraftwerke verständigt. Damit solle die Abkehr von der als besonders klimaschädlichen Kohle beschleunigt werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung am Mittwoch. Der Verzicht soll demnach für alle Kraftwerke gelten, deren Emissionen nicht etwa durch die Abscheidung und Speicherung von CO2 vermindert werden.

Zentralbank: Flutkatastrophe kostet Spanien 0,2 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum

Die Flutkatastrophe in Spanien Ende Oktober hat auch massive wirtschaftliche Folgen. Wegen der Zerstörung durch die Wassermassen dürfte die Wirtschaft des Landes im vierten Quartal 2024 um 0,2 Prozentpunkte weniger wachsen, wie der Chef der spanischen Zentralbank, José Luis Escrivá, am Mittwoch sagte. Die Schätzung basiere auf den Erfahrungen mit dem Wirbelsturm Katrina an der US-Golfküste im Jahr 2005. "Die Dynamik ist sehr ähnlich."

Klima, Demographie, neue Technologien: Unicef fordert besseren Schutz von Kindern

Angesichts globaler Entwicklungen wie der Klimaerwärmung, dem demographischen Wandel und dem Aufkommen neuer Technologien hat das UN-Kinderhilfswerk Unicef mehr Anstrengungen für den Schutz von Kindern gefordert. "Kinder erleben unzählige Krisen, von Klimawandel bis hin zu Online-Gefahren, und diese werden sich in den kommenden Jahren noch verschärfen", erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell am Mittwoch anlässlich des Internationalen Tags der Kinderrechte. Die Lebenssituation vieler Kinder könnte sich dadurch deutlich verschlechtern.

Textgröße ändern: