Geschäftserwartungen im Mittelstand stürzen im März angesichts des Ukraine-Kriegs ab
Der deutsche Mittelstand macht sich laut einer aktuellen Erhebung der Förderbank KfW aufgrund des Ukraine-Kriegs große Sorgen um seine wirtschaftliche Entwicklung. Der Angriff Russlands sei ein "Tabubruch mit dramatischen humanitären und geopolitischen Konsequenzen", erklärte die Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib, am Mittwoch. "Die sehr markante Eintrübung des mittelständischen Geschäftsklimas im März war daher absehbar". Die Auswertung lehnt sich an die Konjunkturumfragen des Ifo-Instituts an.
Das Geschäftsklima brach demnach um 14,9 Punkte ein und erreichte mit minus 9,4 Punkten ein ähnlich niedriges Niveau wie während der zweiten Corona-Welle im Winter 2020/2021. Insbesondere die Geschäftserwartungen trübten sich deutlich ein: Hier stand ein Minus von 25,9 Zählern, der größte Absturz seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2005. Die Geschäftserwartungen erreichten somit einen Stand von minus 23,2 Punkten. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechterte um 2,3 auf nun 5,9 Punkte.
Grund für den starken Rückgang waren laut KfW insbesondere die Aussicht auf anhaltend hohe Energiepreise und mögliche Engpässe bei der Gasversorgung sowie bei wichtigen Rohstoffen. Bereits jetzt komme es zu Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten, beispielsweise Kabelbäumen aus der Ukraine für Automobilhersteller, erklärte die KfW.
Der Ukraine-Krieg ist laut der Förderbank jedoch nicht die einzige Sorge der mittelständischen Unternehmen: Auch die Schwierigkeiten Chinas bei der Eindämmung der Corona-Pandemie drücken auf die Stimmung. Das Geschäftsklima verschlechterte sich laut KfW im März somit branchenübergreifend - im Bau-, Groß- und Einzelhandel um jeweils deutliche 16 bis 17 Punkte. Auch im Dienstleistungsbereich sank das Geschäftsklima demnach um zehn Zähler.
Besonders betroffen von den internationalen Verwerfungen waren laut KfW größere Unternehmen. Ihr Geschäftsklima sank im März um deutliche 23,5 Punkte, auf nun minus 15,5 Zähler. Auch hier waren es insbesondere die Geschäftserwartungen, die für die schlechte Stimmung sorgten: Nach einem Absturz um 34,7 Punkte erreichte das Geschäftsklima minus 31 Zähler.
"Letztendlich werden die wirtschaftlichen Auswirkungen von der Dauer des Krieges sowie der militärischen und sanktionspolitischen Eskalationsspirale abhängen", erläuterte Köhler-Geib die Ergebnisse. Unmittelbar sei mit einer höheren Inflation zu rechnen, die neben den hohen Energiepreisen die private Kaufkraft und die besonders energie- und rohstoffintensiven Industrien belaste. "Auf jeden Fall nehmen der Krieg und die neuen Probleme Chinas bei der Pandemiebekämpfung den Schwung aus der zuvor erwarteten kräftigen Erholung", erklärte Köhler-Geib weiter.
F.Amato--PV