Deutlich über die Hälfte der Stromerzeugung 2023 aus Erneuerbaren
Im vergangenen Jahr ging in Deutschland erstmals mehr als die Hälfte der Stromerzeugung auf erneuerbare Energieträger zurück. Der Anteil von Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen sowie sonstigen Erneuerbaren stieg von 48,4 Prozent im Vorjahr auf 55 Prozent, wie die Bundesnetzagentur in Bonn am Mittwoch mitteilte. Neben dem Ausbau der Windkraft war vor allem ein Rückgang der Erzeugung aus konventionellen Energieträgern wie Kohle und Kernkraft dafür verantwortlich.
Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien stieg um 7,5 Prozent auf 251,2 Terawattstunden. Besonders ins Gewicht fiel die Produktion aus Windkraftanlagen mit einem Anteil von über 31 Prozent an der Gesamtproduktion. Die Erzeugung durch Anlagen an Land legte dabei um 18 Prozent auf 118,7 Terawattstunden zu. 23,5 Terawattstunden Strom stammten aus Offshore-Windanlagen - 4,9 Prozent weniger als 2022.
Die Einspeisung aus Photovoltaikanlagen blieb mit gut 55 Terawattstunden konstant. Solarstrom machte damit gut zwölf Prozent der Produktion aus. "Die sonnenärmere Witterung nach dem Rekordjahr 2022 wurde dabei durch den starken Leistungszubau in 2023 kompensiert", erklärte dazu die Bundesnetzagentur. Strom aus Biomasse kam auf einen Anteil von über acht Prozent an der Gesamterzeugung, Wasserkraft und sonstige Erneuerbare kamen auf 3,4 Prozent.
Bei den konventionellen Energieträgern sank die Produktion aus Steinkohle um fast 37 Prozent und die aus Braunkohle um fast 25 Prozent. Die Erzeugung aus Erdgas hingegen stieg um 31,3 Prozent. Zusammengenommen kommt die Kohle nur noch auf einen Anteil von gut 26 Prozent. Die letzten Atomkraftwerke wurden im April abgeschaltet, ihr Anteil an der Gesamtproduktion sank so von 6,7 Prozent im Jahr 2022 auf 1,5 Prozent.
Unter dem Strich wurde so in Deutschland 9,1 Prozent weniger Strom produziert als im Vorjahr. Der Verbrauch ging zugleich um 5,3 Prozent zurück. Die verbleibende Differenz wurde durch Importe ausgeglichen: Die Stromeinfuhren legten um 63 Prozent zu, während die Exporte um 24,7 Prozent zurückgingen. 2022 überstiegen die Exporte die Importe noch um 23,1 Terawattstunden. 2023 belief sich das Außenhandelssaldo auf minus 11,7 Terawattstunden.
Die Netzagentur verwies dabei auf das "gesamteuropäische Zusammenspiel": "Strom wird im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist." Daher könne es "nicht nur aus Versorgungsgründen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll sein, Strom aus dem Ausland zu importieren oder umgekehrt zu exportieren". Alle teilnehmenden Länder "können so wechselseitig von den jeweils günstigsten Erzeugungsbedingungen profitieren".
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich erfreut darüber, dass bei den Erneuerbaren erstmals die 50-Prozent-Marke im Bereich der Erzeugung geknackt worden sei. "Wir kommen also auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stromversorgung sichtbar voran." Dennoch bleibe "weiter viel zu tun".
A.Graziadei--PV