Neues Angebot: Bahn geht im Streit um Arbeitszeitsenkung auf GDL zu
Im festgefahrenen Tarifstreit zwischen der Bahn und der GDL geht der Konzern auf eine der Kernforderungen der Lokführergewerkschaft ein: Die Bahn legte am Freitag ein neues Angebot vor, das die Wahlmöglichkeit beinhaltet, die Arbeitszeit ab 2026 bei vollem Lohnausgleich auf 37 Wochenstunden zu reduzieren. Alternativ sind bis zu 13 Prozent mehr Gehalt drin. Die Bahn forderte die GDL auf, wieder zu verhandeln.
Die Tarifverhandlungen liegen derzeit auf Eis, zweimal untermauerte die GDL ihre Forderungen bereits mit Streiks. Sie fordert für Beschäftigte im Schichtdienst perspektivisch eine Senkung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich - daran waren die Gespräche zuletzt gescheitert. Seiler sagte nun, die Bahn mache der GDL "erneut große Zugeständnisse", sie erwarte daher im Gegenzug, "dass wir endlich wieder miteinander reden und verhandeln".
Im Detail bietet die Bahn zum August dieses Jahres 4,8 Prozent mehr Lohn und zum April kommenden Jahres noch einmal 5,0 Prozent. Zusätzlich gibt es eine Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro. Ab 2026 greift dann ein Wahlmodell: Die Wochenarbeitszeit kann bei gleich bleibendem Gehalt auf 37 Stunden reduziert werden. Alternativ gibt es noch einmal 2,7 Prozent mehr Lohn. Da die zweite und dritte Steigerung auf das bereits erhöhte Gehalt angewendet wird, ergibt sich so ein Plus von insgesamt bis zu 13 Prozent.
Das Angebot gilt nur für Lokführerinnen und Lokführer sowie das Zugpersonal, was nach Angaben der Bahn rund 70 Prozent der Beschäftigten im Geltungsbereich der GDL entspricht. Die Laufzeit soll 32 Monate betragen. Allerdings steht die Wahloption der Wochenarbeitszeit unter dem Vorbehalt, dass genügend Personal an Bord ist. "Ist das nicht der Fall, fällt die Wahloption weg und die betreffenden Mitarbeitenden erhalten 2,7 Prozent mehr Geld", präzisierte die Bahn.
Die Bahn schlug außerdem vor, die Tarifverhandlungen am Donnerstag kommende Woche fortzusetzen. Sie sei aber auch bereit, "zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort" zu verhandeln. Für Streiks gebe es jedenfalls nun "keinen Grund" mehr, sagte Seiler. Nach dessen Äußerungen äußerte sich die Gewerkschaft bislang nicht zu dem Angebot und auch nicht zum vorgeschlagenen Verhandlungstermin. Er erwarte aber "bald ein Signal".
H.Ercolani--PV