Türkische Zentralbank hebt Leitzins auf 45 Prozent an und kündigt Zinspause an
Die türkische Zentralbank hat den Leitzins weiter erhöht, aber bis auf Weiteres eine Zinspause angekündigt. Der Leitzinssatz steigt nach der Entscheidung vom Donnerstag um 2,5 Punkte auf 45 Prozent, wie die Zentralbank mit Sitz in Ankara mitteilte. Im Kampf gegen die enorme Inflation im Land hatte sie Zinsen von 8,5 Prozent im Juni acht Mal in Folge erhöht.
Nun hält die Zentralbank das erforderliche Maß an "geldpolitischer Straffung" für erreicht, um einen Rückgang der Inflation zu erwirken, wie es in der Mitteilung weiter hieß. Das Niveau werde nun so lange gehalten wie nötig - auch weitere Erhöhungen seien nicht ausgeschlossen.
Die Zentralbank des Landes war zuletzt wegen Vorwürfen der Vetternwirtschaft gegen ihre Chefin Hafize Gaye Erkan in die Schlagzeilen geraten. Medienberichten zufolge soll Erkans Vater Erol Erkan von der Zentralbank ein Büro, einen Dienstwagen und Personenschützer gestellt bekommen haben. Erkan sprach hingegen von "Anschuldigungen ohne jegliche Grundlage", mit denen das Vertrauen in die Zentralbank untergraben werden solle.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Erkan nach seiner Wiederwahl im vergangenen Mai als erste Frau der Geschichte an die Spitze der Zentralbank berufen. Als Zentralbankchefin setzte sie im Kampf gegen die hohe Inflation auf drastische Leitzinserhöhungen. Erdogan hatte sich jahrelang gegen eine solche Geldpolitik gewandt.
Die Inflation in der Türkei hatte mit 85 Prozent im Jahr 2022 ein Langzeithoch erreicht. Im vergangenen Monat betrug sie 65 Prozent. Zinsentscheidungen entfalten ihre volle Wirkung erst mit ein paar Monaten Verzögerung.
L.Barone--PV