Frankreichs Regierung will bürokratische Auflagen für Bauern verringern
Frankreichs Premierminister Gabriel Attal hat den aufgebrachten Landwirtinnen und Landwirten eine Verringerung bürokratischer Auflagen in Aussicht gestellt. Diese wolle er am Freitag bei einem Ortsbesuch ankündigen, teilte sein Amt am Donnerstag in Paris mit. Attal war zuvor mit den Ministern für Landwirtschaft, Wirtschaft und Umwelt zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Unterdessen weiteten sich die Bauernproteste gegen Umweltauflagen und eine als zu gering empfundene Entlohnung weiter aus.
Demonstranten blockierten am Donnerstag erneut mit Traktoren mehrere Autobahnabschnitte im ganzen Land. Im südfranzösischen Béziers beteiligten sich auch Winzer an den Protesten und entzündeten ein Feuer aus Paletten im Hof eines Großhändlers. Im westfranzösischen Rennes gingen mehrere hundert Menschen auf die Straße, begleitet von etwa 100 Traktoren.
"Wir haben die Nase voll, weil wir von unserer Arbeit nicht mehr leben können", sagte die bretonische Hühnerzüchterin Nathalie Possémé. "Wenn man qualitativ hochwertige Lebensmittel will, muss man dafür zahlen", fügte sie hinzu.
In der Nähe der nordfranzösischen Stadt Lille blockierten dutzende Traktoren eine Autobahn, die eine der Hauptachsen Richtung Paris ist. "Man behandelt uns wie Kriminelle mit all den Tierschutz- und Umweltkontrollen", schimpfte Quentin Destombes, Vorsitzender eines Regionalverbands Junger Bauern. Aus Protest gegen Billigkonkurrenz aus dem Ausland blockierten Demonstranten nahe des südfranzösischen Montélimar Lastwagen mit Lebensmitteln und kippten importierte Tomaten, Paprika und Avocados auf die Straße.
Die vor gut einer Woche im Südwesten begonnenen Proteste hatten sich ausgeweitet, nachdem auch ein linksgerichteter Bauernverband sich mit der Bewegung solidarisiert hatte. Der größte Bauernverband FNSEA hatte am Mittwochabend eine lange Liste von Forderungen vorgelegt, die nach Einschätzung seines Vorsitzenden hunderte Millionen Euro ausmachen. Es wird damit gerechnet, dass die Regierung sich zum Preis für Agrardiesel äußert, der seit Jahresbeginn angestiegen war.
"Die Regierung ist entschlossen, das französische Landwirtschaftsmodell zu schützen, damit die Bauern vernünftig von ihrer Arbeit leben können", hatte Regierungssprecherin Prisca Thévenot erklärt. Im Hintergrund der Spannungen steht auch das europäische Klimaschutzpaket Green Deal, nach dem Landwirte Pflanzenschutz- und Düngemittel massiv reduzieren sollen.
L.Bufalini--PV