Pallade Veneta - Streiks legen öffentlichen Nahverkehr in Deutschland lahm

Streiks legen öffentlichen Nahverkehr in Deutschland lahm


Streiks legen öffentlichen Nahverkehr in Deutschland lahm
Streiks legen öffentlichen Nahverkehr in Deutschland lahm / Foto: STEFANIE LOOS - AFP/Archiv

In ganz Deutschland bis auf Bayern sind am Freitag Busse und Bahnen wegen eines Streiks im öffentlichen Nahverkehr ausgefallen. Die Gewerkschaft Verdi hatte die insgesamt 90.000 Beschäftigten der kommunalen Verkehrsbetriebe zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen - betroffen waren über 130 kommunale Unternehmen und somit der Bus-, U-Bahn- und Straßenbahnverkehr in 81 Städten und 42 Landkreisen. Verdi will damit Druck auf die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen machen.

Textgröße ändern:

In den meisten Bundesländern wurden die Betriebe den gesamten Tag über bestreikt, einige Unternehmen wollten den Ausstand gar bis zum Dienstbeginn am Sonntagmorgen fortsetzen. Offiziell unterstützt wurde der Streik von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future.

Bei den Berliner Verkehrsbetrieben wurde die Arbeit bis 10.00 Uhr niedergelegt. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg warnte jedoch nach dem Ende des Streiks im Internetdienst X, dass es noch danach vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten kommen könne.

Verdi Nord sprach vom "erfolgreichsten Warnstreik der letzten Jahre" in den Ländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die Arbeitgeber müssten "endlich konstruktive und vor allem akzeptable Angebote für einen zukunftsfähigen ÖPNV auf den Tisch legen", forderte die Gewerkschaft.

Verdi Baden-Württemberg verwies vor allem auf den Fachkräftemangel in der Branche: Den kommunalen Verkehrsbetrieben fehlten bis 2030 rund 2000 Beschäftigte allein für den derzeitigen Linienbetrieb. Jährlich verließen zudem hunderte ausgebildete Fahrerinnen und Fahrer die Branche. "Das zeigt deutlich, dass bei den derzeitigen Arbeitsbedingungen etwas nicht stimmt", kritisierte der Landesverband. "Belastung, Verantwortung und Stress passen nicht zur Bezahlung."

Das Statistische Bundesamt warnte zusätzlich vor einer Überalterung der Fahrer und Fahrerinnen von Bussen und Straßenbahnen. So waren 2022 rund 40 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Bahnen 55 Jahre und älter. Im Schnitt aller Erwerbstätigen hat diese Altersgruppe demnach nur einen Anteil von knapp 26 Prozent.

Den Angaben zufolge fehlt der Nachwuchs. Nur 14 Prozent der Tram- und Busfahrer sind unter 35 Jahre alt. Allgemein liegt der Anteil der 15- bis 34-Jährigen mit gut 30 Prozent mehr als doppelt so hoch, wie die Behörde weiter mitteilte. Unterrepräsentiert sind in der Berufsgruppe neben jungen Menschen auch Frauen.

Deutschland erlebt derzeit eine Menge Arbeitskämpfe. Erst am Donnerstag hatte an elf deutschen Flughäfen das Sicherheitspersonal gestreikt, was zu massiven Einschränkungen im Flugverkehr führte. In der vergangenen Woche hatten wiederum die Lokführer bei der Deutschen Bahn gestreikt.

Vor dem Hintergrund des nun betroffenen Nahverkehrs forderte die FDP ein schärferes Streikrecht. "Streiks dieser Art und in diesem Ausmaß werfen deshalb die Frage der Verhältnismäßigkeit auf und damit auch die Überlegung, ob gesetzliche Regelungen notwendig sind", sagte Pascal Kober, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem "Tagesspiegel".

C.Grillo--PV

Empfohlen

Umweltschützer warnen vor russischem Einfluss auf Brennelementefabrik Lingen

Atomkraftgegner und Umweltverbände warnen vor drohendem russischen Einfluss auf die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen. Anlass sind gemeinsame Erweiterungspläne des französischen Betreibers Framatome und des staatseigenen russischen Atomkonzerns Rosatom, die ab Mittwoch dort Gegenstand eines Erörterungstermins sind. "Die Brennelementefabrik Lingen darf nicht zum nuklearen Vorposten des Kreml in Westeuropa werden", verlangte Alexander Vent vom Bündnis Atomkraftgegner*innen im Emsland (AgiEL).

Zahl von Gewalt betroffener Frauen steigt - Paus: Hilfegesetz schnell beschließen

Sie werden im Internet bedroht, zur Prostitution gezwungen, zu Hause verprügelt und ermordet: Frauen werden immer häufiger Opfer von Gewalttaten und anderen Delikten. Das zeigt ein erstmals erstelltes Bundeslagebild des Bundeskriminalamts (BKA), das am Dienstag vorgestellt wurde. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte die Situation "unerträglich", Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) bezeichnete die Zahlen als "beschämend" und forderte eine schnelle Verabschiedung des von ihr vorgelegten Gewalthilfegesetzes.

ADAC: Skifahren in diesem Winter in vielen Gebieten teurer

Viele Skigebiete in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz haben ihre Preise vor der diesjährigen Saison erhöht. Wie der ADAC in München am Dienstag mitteilte, kostet der Tagesskipass für eine vierköpfige Familie in diesem Jahr im Durchschnitt 207 Euro am Tag, 2023 waren es 197 Euro gewesen. Vergleichsweise günstig ist Skifahren in Deutschland, in der Schweiz bleibt es am teuersten.

Industriekonzern Thyssenkrupp meldet weiteren Jahresverlust in Milliardenhöhe

Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat einen weiteren Jahresverlust in Milliardenhöhe gemeldet. Das Geschäftsjahr 2023/2024 bis Ende September endete mit einem Nettoverlust von 1,5 Milliarden Euro, nach 2,1 Milliarden Euro Minus im vergangenen Jahr, wie das Essener Unternehmen am Dienstag mitteilte. Konzernchef Miguel López sprach mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr von einem "Jahr der Entscheidung".

Textgröße ändern: