"Gebrauchtes Jahr" für deutsche Exportwirtschaft: Ausfuhren 2023 deutlich gesunken
Die deutsche Exportwirtschaft ist im vergangenen Jahr in schwieriges Fahrwasser geraten und sieht sich auch künftig mit großen Herausforderungen konfrontiert. Ein deutlicher Rückgang der Exporte zum Jahresende ließ die Ausfuhren im Gesamtjahr 2023 um 1,4 Prozent im Vorjahresvergleich sinken, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Noch stärker gingen die Importe zurück: Sie sanken im Vorjahresvergleich um 9,7 Prozent.
Eine überraschend deutlich rückläufige Entwicklung verzeichneten die Statistiker für den Dezember, nachdem es im November noch eine positive Entwicklung gegeben hatte. Im letzten Monat des Jahres brachen die Exporte um 4,6 Prozent sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch zum Vorjahresmonat ein, wie das Bundesamt ausführte.
Im November hatten insbesondere gestiegene Ausfuhren in die Staaten der EU für eine kurzzeitig positive Entwicklung der Exportzahlen gesorgt. Im Dezember sanken die EU-Exporte aber wieder deutlich. Auch die Exporte in Drittstaaten hatten im November leicht zugelegt, im Dezember gingen sie dann wieder zurück, wenn auch weniger stark.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) konstatierte angesichts der neuen Zahlen des Bundesamtes am Montag ein "gebrauchtes Jahr für die deutsche Exportwirtschaft". Als Gründe für den Rückgang sowohl im Dezember als auch im Gesamtjahr führte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg eine "geringe Nachfrage aus dem Ausland aufgrund hoher Inflationsraten und eines hohen Zinsniveaus sowie geopolitische Risiken" an.
"Nach der Finanzkrise 2009 und der Corona-Krise 2020 ist es das schwächste Ergebnis seit drei Jahrzehnten", hob Herweg hervor. Auch wenn sich die Weltwirtschaft laut jüngsten Prognosen widerstandsfähig zeige, stünden die deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb "weiterhin unter Druck", mahnte sie.
Hohe Energiepreise und hiesige Bürokratiebelastungen drückten die Stimmung der exportierenden Unternehmen in den kommenden Monaten, erklärte die DIHK-Außenwirtschaftsexpertin. "Hinzu kommt die weiterhin angespannte Sicherheitslage im Roten Meer, die zahlreiche Reedereien seit Mitte Dezember zur Meidung der auch für Deutschland wichtigen Handelsroute veranlasst."
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) fügte hinzu, dass die weltwirtschaftliche Situation zudem "von einem zunehmenden Protektionismus" in zahlreichen ausländischen Märkten geprägt sei, sowie einer "Erosion" der regelbasierten Handelsordnung der Welthandelsorganisation WTO und den "konfrontativen Beziehungen zwischen den geopolitischen Schwergewichten USA und China".
Die Bundesregierung müsse nun "dringend" weitere Belastungen verhindern, wie sie auch durch die europäische Lieferkettenrichtlinie drohten, forderte BGA-Präsident Dirk Jandura. Andernfalls drohe die deutsche Wirtschaft "nachhaltig und irreparabel" geschädigt zu werden.
F.Abruzzese--PV