Pallade Veneta - Flaute am Bau: Zahl Bauvorhaben 2023 auf niedrigsten Stand seit 2012

Flaute am Bau: Zahl Bauvorhaben 2023 auf niedrigsten Stand seit 2012


Flaute am Bau: Zahl Bauvorhaben 2023 auf niedrigsten Stand seit 2012

Gestiegene Kosten für Baumaterialien und verschlechterte Finanzierungsbedingungen haben die Baugenehmigungen im vergangenen Jahr stark einbrechen lassen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte, wurde 2023 der Bau von 260.100 Wohnungen genehmigt - das waren 26,6 Prozent weniger als im Vorjahr und außerdem der niedrigste Stand seit 2012. Die Baubranche warnte vor Arbeitsplatzverlusten und einem steigenden Wohnungsmangel und forderte mehr Unterstützung von Bund und Ländern. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) verwies auf die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

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Besonders deutlich war der Rückgang bei den genehmigten Bauanträgen, die von Privatpersonen gestellt wurden: Mit 81.300 lag die Zahl der Wohnungsbauvorhaben 42,2 Prozent unter dem Vorjahr. Auf Unternehmen entfielen 117.700 Genehmigungen, das Minus betrug 20,3 Prozent. Die Zahl der genehmigten Bauanträge der öffentlichen Hand sank um 12,1 Prozent auf 11.000.

Besonders stark gingen die Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser (minus 39,1 Prozent) und für Zweifamilienhäuser (minus 48,3 Prozent) zurück. Bei den neuen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sanken die Genehmigungen um gut 25 Prozent.

Der Trend zeigte sich auch bei Nichtwohngebäuden, also Büros, Lagerhallen oder Fabriken, wie die Statistiker weiter mitteilten. Hier ist der sogenannte umbaute Raum der wichtige Indikator. Bei den genehmigten Nichtwohngebäuden verringerte sich dieser umbaute Raum im Jahresvergleich um 15,7 Prozent auf 199,5 Millionen Kubikmeter. Das war der niedrigste Wert seit 2015.

"Die Katastrophenszenarien aus dem vergangenen Jahr sind von der Wirklichkeit noch übertroffen worden", erklärte der Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Dirk Salewski. "Auch aus den erteilten Baugenehmigungen werden häufig keine Baustellen mehr", fügte er hinzu. Die Bundesregierung kritisierte er, nur zögerlich zu reagieren. Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, Axel Gedaschko, sprach von "Realitätsverweigerung" und "falschen Schuldzuweisungen" seitens der Politik.

Gedaschko forderte ein "groß angelegtes Zinsförderprogramm für bezahlbaren Wohnungsbau". Auch Lukas Siebenkotten vom Deutschen Mieterbund forderte einen Fokus auf bezahlbaren Wohnraum sowie einen Mietenstopp im Bestand. "Ansonsten drohen uns massive soziale Verwerfungen", erklärte er.

"Deutschland steckt in einer massiven Wohnungsbaukrise", erklärte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe. Als erster Schritt müsse nun endlich das Wachstumschancengesetz verabschiedet werden, das steuerliche Vorteile für den Mietwohnungsbau enthält. Hier blockieren derzeit die unionsgeführten Länder im Bundesrat.

"Die rückläufigen Genehmigungszahlen im vergangenen Jahr sind insbesondere Ausdruck der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die seit dem Jahr 2022 vorliegen", erklärte Bundesbauministerin Geywitz. Sie warnte zugleich vor "Schwarzmalerei", die Lage stabilisiere sich wieder auch wegen der Förderprogramme und Maßnahmen der Regierung.

Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, sieht tatsächlich leicht verbesserte Voraussetzungen für eine Trendwende in diesem Jahr: Es seien ein leichter Rückgang der Baukosten und sinkende Zinsen zu erwarten. "Die Branche benötigt jedoch weitere Investitionsanreize für mehr bezahlbaren Wohnungsbau", schränkte er ein.

Die aktuelle Lage sei "Gift für das klimafreundliche Bauen", erklärte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), Johannes Schwörer. "Ohne Eingriffe von außen droht der Markt in Zeiten steigender Wohnungsnachfrage weiter zu schrumpfen, mit allen negativen Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft."

Die Baukosten waren vor allem im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine stark gestiegen. Die stark gestiegenen Zinsen gehen auf die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zurück - die Notenbanker hatten so auf die allgemein hohe Inflation reagiert. Ziel einer solchen restriktiven Geldpolitik ist explizit ein Abkühlen der Wirtschaft - auch der Bauwirtschaft. Die Unternehmen klagen außerdem über hohe Belastungen durch immer mehr Auflagen.

R.Lagomarsino--PV

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