Pallade Veneta - Wohnungsbau-Tag: Verbände klagen über "dramatische Lage"

Wohnungsbau-Tag: Verbände klagen über "dramatische Lage"


Wohnungsbau-Tag: Verbände klagen über "dramatische Lage"
Wohnungsbau-Tag: Verbände klagen über "dramatische Lage" / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP/Archiv

Am Wohnungsbau-Tag hat ein Bündnis aus Unternehmen, Gewerkschaft und Mieterbund erneut den Notstand ausgerufen: "Unsere Unternehmen sind unter den aktuellen Rahmenbedingungen gezwungen, den Neubau einzustellen, denn er ist nicht mehr bezahlbar - weder für die Bauherren noch für die künftigen Mieter", erklärte am Donnerstag der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko. Zugleich bleibe die Nachfrage hoch - "die dramatische Lage auf den Wohnungsmärkten wird sich in den kommenden Jahren also weiter zuspitzen."

Textgröße ändern:

"Die Talsohle im Baugewerbe ist noch lange nicht durchschritten, vor allem nicht beim Wohnungsbau", sagte auch Handwerkspräsident Jörg Dittrich der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, sagte mehreren Zeitungen, viele Politiker redeten bereits von "Signalen einer Belebung des Wohnungsbaus, dabei ist die Talfahrt noch im vollen Gang".

Ähnlich kritisch äußerte sich die Bauindustrie. "Die Genehmigungen und Baufertigstellungen gehen im dritten Jahr drastisch zurück, die Geschäftserwartungen sind auf einem historischen Tiefpunkt und der Preiskampf um neue Aufträge nimmt teils unwirtschaftliche Züge an", sagte Verbandspräsident Müller der "Augsburger Allgemeinen" sowie der "Rheinischen Post". Nötig seien temporär eine staatliche Förderung und mittelfristig eine Entschlackung von Vorschriften, Bürokratie und Anforderungen an Gebäude, formulierte er seinen Appell an die Politik.

Auf dem Wohnungsbau-Tag in Berlin waren neben Immobilien- und Wohnungsbauverbänden auch der Mieterbund und die Gewerkschaft IG BAU vertreten. Das Bündnis stellte zwei Studien zur Bedeutung des Sektors für Wirtschaft und Gesellschaft vor.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ermittelte, dass 6,6 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt am Wohnungsbau hängen. Zudem generiere die Branche 17 Prozent der gesamten Steuereinnahmen in Deutschland. Insgesamt sei der Beitrag zur deutschen Wirtschaft vergleichbar mit dem der Automobilindustrie.

Eine Untersuchung des Kieler Bauforschungsinstituts ARGE legt nahe, dass die Krise im Wohnungsbau und die daraus folgende Wohnungsnot nicht nur wirtschaftlich, sonder auch sozial längst ein "politischer Risikofaktor" ist. Jeder dritte Miethaushalt sei mit den Wohnkosten "überlastet", elf Prozent der Bevölkerung lebten in überbelegtem Wohnraum. "Gelingt es nicht, die Krise abzuwenden, folgt den wohnungsbaupolitischen Defiziten ein sozialpolitisches Versagen", warnte das Wohnungsbau-Bündnis.

Konkret forderte es eine "sofortige Sonderförderung des Wohnungsneubaus" in Höhe von jährlich 23 Milliarden Euro: 15 Milliarden Euro für 100.000 neue Sozialwohnungen und acht Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen. Gedaschko vom GdW schlug ein "breit angelegtes Zinsprogramm" vor. "Ein Zinssatz von einem Prozent könnte die Bautätigkeit enorm ankurbeln."

Die Baukosten waren vor allem im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine stark gestiegen. Zugleich stiegen die Bauzinsen stark - Folge der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die damit auf die allgemein hohe Inflation reagiert hatten. Die Unternehmen klagen außerdem über hohe Belastungen durch immer mehr Auflagen.

B.Fortunato--PV

Empfohlen

Scholz reist zu G20-Gipfel nach Brasilien

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fliegt am Sonntag nach Brasilien, wo er am G20-Gipfel wichtiger Industrie- und Schwellenländer teilnehmen wird. Vor seinem Abflug gibt Scholz am Flughafen in Schönefeld ein Pressstatement ab (12.30 Uhr). Die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe befassen sich am Montag und Dienstag in mehreren Arbeitssitzungen unter anderem mit Fragen der Bekämpfung von Hunger und Armut und der globalen Energiewende.

Trump nominiert Fracking-Unternehmer Chris Wright als Energieminister

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den Fracking-Unternehmer und Klimawandel-Skeptiker Chris Wright für den Posten des Energieministers nominiert. Der Chef des Unternehmens Liberty Energy solle Bürokratie abbauen, um Investitionen in fossile Brennstoffe anzukurbeln, erklärte Trump am Samstag. "Als Energieminister wird Chris eine wichtige Führungsrolle übernehmen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues 'Goldenes Zeitalter des amerikanischen Wohlstands und des Weltfriedens' einläuten."

Deutschlandticket: Wissing will dauerhafte Lösung und sieht Länder in der Pflicht

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat dazu aufgerufen, den Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets rasch zu beenden und eine langfristige Lösung zu finden. "Es muss jetzt ganz schnell eine Lösung her, damit es das Ticket auf Dauer gibt", sagte Wissing der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe). Er hob dabei die primäre Verantwortung der Länder für den Nahverkehr hervor. Dies sorgte bei der Union für Verärgerung.

Nach Rassismusvorwürfen: Niederländische Regierung wendet Bruch der Koalition ab

Nach Rassismusvorwürfen im Kabinett hat die rechtsgerichtete Regierung des niederländischen Regierungschefs Dick Schoof einen Bruch der Koalition abgewendet. Die Staatssekretärin im Finanzministerium, Nora Achahbar, sei zurückgetreten, teilte Schoof am Freitagabend nach einer fünfstündigen Krisensitzung mit. Die anderen Mitglieder ihrer Partei NSC gehörten dem Kabinett aber weiterhin an. Die Regierung habe beschlossen, "gemeinsam weiterzumachen", sagte Schoof.

Textgröße ändern: