Pallade Veneta - Krise im Wohnungsbau: Unternehmen klagen - "Ampel" streitet

Krise im Wohnungsbau: Unternehmen klagen - "Ampel" streitet


Krise im Wohnungsbau: Unternehmen klagen - "Ampel" streitet
Krise im Wohnungsbau: Unternehmen klagen - "Ampel" streitet / Foto: Tobias SCHWARZ - AFP/Archiv

Das Baugewerbe hat wie kaum ein anderer Sektor unter den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre gelitten. Branchenvertreter wurden am Donnerstag beim Wohnungsbau-Tag in Berlin nicht müde, die dramatische Situation zu betonen und forderten staatliche Hilfen. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lehnten dies erneut ab, stellten aber dennoch Verbesserungen in Aussicht. Im Detail ist sich die Ampel-Regierung bei den Maßnahmen gegen die Wohnungsnot allerdings nicht einig.

Textgröße ändern:

"Unsere Unternehmen sind unter den aktuellen Rahmenbedingungen gezwungen, den Neubau einzustellen, denn er ist nicht mehr bezahlbar - weder für die Bauherren noch für die künftigen Mieter", erklärte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko. Zugleich bleibe die Nachfrage hoch - "die dramatische Lage auf den Wohnungsmärkten wird sich in den kommenden Jahren also weiter zuspitzen".

Auf dem Wohnungsbau-Tag in Berlin waren neben Immobilien- und Wohnungsbauverbänden auch der Mieterbund und die Gewerkschaft IG BAU vertreten. Das Bündnis forderte eine "sofortige Sonderförderung des Wohnungsneubaus" in Höhe von jährlich 23 Milliarden Euro: 15 Milliarden Euro für 100.000 neue Sozialwohnungen und acht Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen.

Bauministerin Geywitz lehnte ab: "Mit einer Dauersubvention in allen Bereichen wird es nicht gehen", sagte sie. Es brauche stattdessen einen Markt, "wo es sich trägt, in den frei finanzierten Wohnungsbau zu investieren". Deshalb setze die Bundesregierung vor allem auf eine Absenkung der Baustandards. Für das schleppende Tempo beim Bürokratieabbau verwies die SPD-Ministerin auf das in vielen Fällen zuständige Justizministerium von Marco Buschmann (FDP).

Wirtschaftsminister Habeck sagte bei der Veranstaltung in Berlin, die dramatisch schlechte Lage am Bau sei zwar Realität. "Die politische Hintergrundmusik" sei aber, "dass das im Grunde so geplant war". Die Europäische Zentralbank (EZB) habe im Kampf gegen die Inflation die Zinsen stark erhöht, was viele Bauprojekte abgewürgt habe. "Das ist der Sinn von höheren Zinsen, dass die Wirtschaft sich abkühlt."

Nun gehe es aber wieder bergauf: Die Inflation sei stark zurückgegangen und auch die Zinsen würden in absehbarer Zeit wieder sinken. "Wir müssen noch ein bisschen durchhalten, und das ist die ehrliche Antwort, die ehrliche Analyse", sagte Habeck.

Der CSU-Abgeordnete Ulrich Lange kritisierte dies scharf: "Durchhalteparolen und Schönrederei müssen endlich enden", erklärte er. "Anders als die Regierung behauptet, ist die Talsohle beim Wohnungsbau noch lange nicht durchschritten." Ähnlich äußerte sich Carlos Clemens von der AfD, der außerdem die "anhaltende Masseneinwanderung" für den Wohnungsmangel verantwortlich machte.

Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler warnte die Bundesregierung davor, zur Lösung der Krise auf die Privatwirtschaft zu hoffen. Sie solle stattdessen gemeinnützige Wohnungsgesellschaften fördern. "Genossenschaften und kommunale Wohnungsbetriebe müssen wieder verstärkt bauen. Nur so entstehen bezahlbare und qualitativ hochwertige Wohnungen."

Die Grünen setzen beim Thema bezahlbarer Wohnungen vor allem auf eine Verschärfung des Mietrechts. Die Abgeordnete Christina-Johanne Schröder begrüßte, dass SPD und FDP schließlich den Weg für eine Verlängerung der Mietpreisbremse frei gemacht hätten. Nun brauche es weitere Schritte.

Der FDP-Abgeordnete Daniel Föst widersprach: "Eine Verschärfung des Mietrechts in der derzeitigen Situation ist toxisch für die dringend benötigten Investitionen und schafft keine neuen Wohnungen", erklärte er.

P.Colombo--PV

Empfohlen

Scholz reist zu G20-Gipfel nach Brasilien

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fliegt am Sonntag nach Brasilien, wo er am G20-Gipfel wichtiger Industrie- und Schwellenländer teilnehmen wird. Vor seinem Abflug gibt Scholz am Flughafen in Schönefeld ein Pressstatement ab (12.30 Uhr). Die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe befassen sich am Montag und Dienstag in mehreren Arbeitssitzungen unter anderem mit Fragen der Bekämpfung von Hunger und Armut und der globalen Energiewende.

Trump nominiert Fracking-Unternehmer Chris Wright als Energieminister

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den Fracking-Unternehmer und Klimawandel-Skeptiker Chris Wright für den Posten des Energieministers nominiert. Der Chef des Unternehmens Liberty Energy solle Bürokratie abbauen, um Investitionen in fossile Brennstoffe anzukurbeln, erklärte Trump am Samstag. "Als Energieminister wird Chris eine wichtige Führungsrolle übernehmen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues 'Goldenes Zeitalter des amerikanischen Wohlstands und des Weltfriedens' einläuten."

Deutschlandticket: Wissing will dauerhafte Lösung und sieht Länder in der Pflicht

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat dazu aufgerufen, den Streit um die Finanzierung des Deutschlandtickets rasch zu beenden und eine langfristige Lösung zu finden. "Es muss jetzt ganz schnell eine Lösung her, damit es das Ticket auf Dauer gibt", sagte Wissing der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe). Er hob dabei die primäre Verantwortung der Länder für den Nahverkehr hervor. Dies sorgte bei der Union für Verärgerung.

Nach Rassismusvorwürfen: Niederländische Regierung wendet Bruch der Koalition ab

Nach Rassismusvorwürfen im Kabinett hat die rechtsgerichtete Regierung des niederländischen Regierungschefs Dick Schoof einen Bruch der Koalition abgewendet. Die Staatssekretärin im Finanzministerium, Nora Achahbar, sei zurückgetreten, teilte Schoof am Freitagabend nach einer fünfstündigen Krisensitzung mit. Die anderen Mitglieder ihrer Partei NSC gehörten dem Kabinett aber weiterhin an. Die Regierung habe beschlossen, "gemeinsam weiterzumachen", sagte Schoof.

Textgröße ändern: