Schlichterspruch in Bau-Tarifverhandlungen - Abstimmung bis Anfang Mai
In den Tarifverhandlungen für die rund 930.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe hat der Schlichter am Freitag seinen Schiedsspruch vorgelegt - Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen stimmen nun bis zum 3. Mai darüber ab. Der Vorschlag sieht kräftige Lohnerhöhungen vor, der neue Tarifvertrag soll dafür auch zwei Jahre gelten.
Der Schlichter Rainer Schlegel, ehemaliger Präsident des Bundessozialgerichts, schlug vor, dass die Löhne ab Mai dieses Jahres um 250 Euro und ab April 2025 um weitere 4,15 Prozent in Westdeutschland und um 4,95 Prozent in Ostdeutschland steigen sollen. Die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr würde bundesweit einheitlich auf 1080 Euro steigen. Laufen würde der neue Tarifvertrag von April dieses Jahres bis Ende März 2026.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hatte 500 Euro mehr pro Monat über alle Einkommensgruppen hinweg bei einer Laufzeit von einem Jahr gefordert. Ihre Verhandlungskommission habe dem Schlichterspruch zugestimmt und empfehle der Bundestarifkommission, sich anzuschließen, erklärte die Gewerkschaft am Freitag.
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erklärten, nun werde in den Mitgliedsverbänden der Arbeitgeber-Tarifgemeinschaft über den Schlichterspruch abgestimmt. Eine Sprecherin des ZDB erläuterte, die Arbeitgeberseite habe dem Schlichtungsspruch in den Schlichtungsverhandlungen noch nicht zugestimmt - "um in das Abstimmungsverfahren mit den Mitgliedsverbänden zu kommen".
IG-BAU-Chef Robert Feiger erklärte: "Nun sind die Arbeitgeber am Zug." Sollten sie dem Schiedsspruch nicht zustimmen, "ist natürlich Arbeitskampf angesagt". Die Stimmung unter den Baubeschäftigten sei "hochexplosiv". "Unser letzter Abschluss war im Herbst 2021, seitdem sind die Lebenshaltungskosten durch multiple Weltkrisen immens gestiegen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer spüren förmlich die Leere im Portemonnaie", erklärte Feiger.
Die IG BAU hatte die Tarifverhandlungen vergangene Woche nach der dritten Runde für gescheitert erklärt. Die Schlichtung in Wiesbaden begann am Donnerstag.
R.Zarlengo--PV