Australiens Premierminister bezeichnet Gewalt gegen Frauen als "nationale Krise"
Nach landesweiten Protesten in Australien hat Premierminister Anthony Albanese die zunehmende Gewalt gegen Frauen in seinem Land als "nationale Krise" bezeichnet. Bei einem Sondertreffen mit den Regierungschefs der einzelnen Bundesstaaten kündigte er am Mittwoch eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz von Frauen und zur Finanzierung für Opfer häuslicher Gewalt an. "Wir alle müssen Verantwortung übernehmen", um der Gewalt Einhalt zu gebieten", begründete er den Schritt.
In Australien ist die Gewalt gegen Frauen in den vergangenen Wochen eskaliert: Seit Jahresbeginn wurden in dem Land mindestens 28 Frauen gewaltsam getötet. Mitte April hatte ein Messerangriff in einem Einkaufszentrum im Stadtteil Bondi Beach in Sydney Entsetzen ausgelöst, bei dem ein 40-jähriger Mann sechs Menschen getötet hatte, darunter fünf Frauen. Den Ermittlern zufolge hatte es der Täter gezielt auf Frauen abgesehen. Kurz darauf erschütterte der Mord an einer 28-jährigen Mutter durch ihren Ex-Partner das Land.
Die Todesfälle haben eine Welle von landesweiten Protesten ausgelöst. Überlebende häuslicher Gewalt und Hilfsdienste forderten vergangene Woche bei Großdemonstrationen in mehreren Städten strengere Gesetze zum Schutz von Frauen.
Laut Regierungschef Albanese soll nun unter anderem ein Verbot von sogenannter Deepfake-Pornografie gesetzlich verankert werden. Das Fälschen von Fotos oder Videos mittels Künstlicher Intelligenz wird somit strafbar. Zudem soll ein Hilfspaket in Höhe von 925 Millionen Australischen Dollar (rund 560 Millionen Euro) zur Finanzierung von Opferdiensten Frauen helfen, eine durch häusliche Gewalt geprägte Beziehung zu verlassen. Mit den Maßnahmen will die Regierung laut Albanese zudem gegen "toxische männliche extremistische Ansichten" vorgehen.
Opfer-Organisationen begrüßten die Ankündigung als Schritt in die richtige Richtung. Insbesondere der Fokus auf Online-Inhalte angesichts der zunehmenden Rolle der Technologie bei der Weiterverbreitung geschlechtsspezifischer Gewalt müsse "eine Priorität" bleiben, sagte die Chefin der Organisation Our Watch, Patty Kinnersly, der Nachrichtenagentur AFP.
Zwar liegt Australien im weltweiten Ranking der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei häuslicher Gewalt noch immer weit unter dem Durchschnitt im Vergleich zu anderen Ländern wie etwa Argentinien, der Türkei und den USA. Dennoch wurden nach jüngsten Angaben der australischen Regierung zwischen 2022 und 2023 mindestens 34 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet - das entspricht einem Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
A.Fallone--PV