Berufsbildungsbericht: Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze auf neuem Höchststand
Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze in Deutschland hat einen neuen Höchststand erreicht. Wie aus dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Berufsbildungsbericht hervorgeht, blieben im vergangenen Jahr rund 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt - das waren 13,4 Prozent des gesamten betrieblichen Angebots und ein neuer Höchstwert. Das Kabinett befasste sich in seiner Sitzung mit dem Bericht.
Noch mehr junge Menschen seien bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz erfolglos geblieben, obwohl die Betriebe noch Bedarf gehabt hätten, beklagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). Sie sprach von einem "Passungsproblem" zwischen Bewerberinnen und Bewerbern und den angebotenen Stellen, bei dem angesetzt werden müsse.
Das Bildungsministerium gibt jährlich im Frühjahr einen Überblick über den Ausbildungsmarkt, der das jeweils vergangene Jahr betrachtet. Der Bericht weist auf eine zweite große Herausforderung hin: Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss stieg ebenfalls weiter - auf rund 2,86 Millionen. "Das macht mir Sorgen", sagte Stark-Watzinger dazu. Das könnten sich die Gesellschaft und auch die deutsche Wirtschaft nicht leisten.
Positive Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt gab es bei den abgeschlossenen Verträgen insgesamt. So begannen im vergangenen Jahr rund 489.200 junge Menschen eine Ausbildung, das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings liegen diese Zahlen weiterhin unter dem Niveau der Zeit vor der Corona-Krise, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht. Ebenfalls als positiv bewertet wird die auf 77 Prozent gestiegene Übernahmequote bei den Azubis.
Das Angebot an Ausbildungsstellen nahm ebenfalls zu - um 3,4 Prozent auf rund 562.600 Stellen. Damit übertraf das Angebot zum zweiten Mal in Folge die Nachfrage der jungen Menschen.
Die Herausforderungen sind dabei je nach Branche sehr unterschiedlich. Während eine Ausbildung etwa in der Kfz-Technik, in der Softwareentwicklung, in der Tierpflege und im Büromanagement besonders stark nachgefragt wird, haben Unternehmen im Lebensmittelbereich, im Gastgewerbe und auf dem Bau Probleme, ihre Stellen zu besetzen.
"Der klare politische Wille, die Berufsausbildung wieder zu stärken und deren Wert zu vermitteln, fehlt", beklagte der Maschinenbauverband VDMA. Noch immer komme etwa die Berufsorientierung an den Schulen zu kurz, "obwohl wir gerade nach den Corona-Jahren hier viel nachholen müssten". Außerdem müssten die Technikkenntnisse der Schülerinnen und Schüler verbessert werden.
"Schülerinnen und Schüler brauchen eine ausgewogene Berufsorientierung mit frühzeitigen betrieblichen Praktika", erklärte außerdem die Deutsche Industrie- und Handelskammer. Auch die Gymnasien seien hier gefragt und müssten "verbindlich über die guten Perspektiven einer dualen Ausbildung und die hervorragenden Chancen einer höheren Berufsbildung informieren". Viele Betriebe seien außerdem bereit, auch schwächeren Bewerbenden eine Chance zu geben. Dazu müssten entsprechende Förderangebote noch bekannter gemacht und weiterentwickelt werden.
I.Saccomanno--PV