Pallade Veneta - Potenzial für den Arbeitsmarkt: Fast 3,2 Millionen Menschen in "Stiller Reserve"

Potenzial für den Arbeitsmarkt: Fast 3,2 Millionen Menschen in "Stiller Reserve"


Potenzial für den Arbeitsmarkt: Fast 3,2 Millionen Menschen in "Stiller Reserve"
Potenzial für den Arbeitsmarkt: Fast 3,2 Millionen Menschen in "Stiller Reserve" / Foto: INA FASSBENDER - AFP/Archiv

Sie sind nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar, wünschen sich aber Arbeit und bilden somit die Gruppe der "Stillen Reserve": Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial in Deutschland hat nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr bei fast 3,2 Millionen Menschen gelegen. In Zeiten von Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel spielen diese Menschen eine große Rolle - die Linke kritisierte vor diesem Hintergrund Forderungen zur Arbeitszeiterhöhung.

Textgröße ändern:

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag weiter mitteilte, entsprach die Stille Reserve knapp 17 Prozent aller Nichterwerbspersonen. Im Jahr 2022 lag die Zahl bei 3,0 Millionen Menschen beziehungsweise 16 Prozent der Nichterwerbspersonen. Die Stille Reserve umfasst alle, die zwar kurzfristig nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar sind oder nicht aktiv nach Arbeit suchen, sich aber trotzdem Arbeit wünschen.

Sie werden in mehrere Gruppen unterteilt. Etwa 372.000 Menschen gehörten vergangenes Jahr zu jenen, die zwar Arbeit suchen, kurzfristig jedoch keinen Job aufnehmen können - etwa wegen Betreuungspflichten. Die zweite Gruppe umfasst mit rund 945.000 Menschen alle, die gern arbeiten würden und auch verfügbar sind. Sie suchen aber nicht aktiv Arbeit, etwa weil sie glauben, keine passende Tätigkeit zu finden.

Die dritte Gruppe ist am schwersten für den Arbeitsmarkt zu erreichen: Rund 1,85 Millionen Menschen suchten keine Arbeit und waren auch nicht verfügbar. Sie hatten aber einen generellen Arbeitswunsch.

Die Gründe für die Nichtverfügbarkeit sind vielfältig und unterscheiden sich zum Beispiel stark je nach Geschlecht. So gaben 32 Prozent der Frauen zwischen 25 und 59 Jahren in der Stillen Reserve an, dass sie aufgrund von Betreuungspflichten derzeit keine Arbeit aufnehmen können. Bei den Männern in dieser Altersspanne waren es nur vier Prozent.

Gesundheitliche Probleme waren bei 35 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen der Hauptgrund für ihre Inaktivität am Arbeitsmarkt. Insgesamt stellten Frauen 57 Prozent und Männer entsprechend 43 Prozent der Stillen Reserve.

Wie die Statistiker weiter mitteilten, hatten im vergangenen Jahr 58 Prozent der Menschen in der Stillen Reserve mindestens ein mittleres oder ein hohes Qualifikationsniveau. Sie verfügten also mindestens über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder über die Hoch- oder Fachhochschulreife.

Die Linken-Arbeitsmarktexpertin Susanne Ferschl nahm die Zahlen zum Anlass, Forderungen von Arbeitgebern sowie Union und FDP nach einer Erhöhung der Arbeitszeit zu kritisieren. "Der Arbeitskräftemangel ist ein Mythos, um Beschäftigte in diesem Land mit noch mehr arbeitsaktivierenden Maßnahmen zu gängeln und zu Überstunden zu drängen", erklärte sie. Nötig wären vielmehr eine "aktivierende Konjunktur- und Industriepolitik und Investitionen in die öffentlichen Daseinsvorsorge".

Der Handelsverband HDE sieht im derzeitigen Arbeitskräftemangel einen "riesigen Bremsklotz" für die deutsche Wirtschaft. Allein im Einzelhandel seien 120.000 Jobs unbesetzt, sagte Verbandspräsident Alexander von Preen den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. "Gesamtwirtschaftlich hat das das Potenzial zum Fiasko." Insgesamt würden große Chancen für den Aufschwung der Binnenkonjunktur verschenkt. Es müsse daher vor allem einfacher werden, Arbeitskräfte aus dem Ausland einzustellen, außerdem müssten vorhandene Qualifizierungen leichter anerkannt werden.

M.Jacobucci--PV

Empfohlen

Biden warnt zum Auftakt des Apec-Gipfels in Peru vor "bedeutendem politischen Wandel"

Der scheidende US-Präsident Joe Biden hat bei dem Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) vor einer Ära des politischen Umbruchs gewarnt. "Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem sich ein bedeutender politischer Wandel vollzieht", sagte Biden am Freitag bei einem Treffen in Lima mit dem japanischen Regierungschef Shigeru Ishiba und dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol. Yoon kam zudem erstmals seit zwei Jahren persönlich mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping zusammen.

US-Regierung stellt Milliarden-Finanzhilfen für Chiphersteller TSMC bereit

Die scheidende US-Regierung stellt dem taiwanischen Chiphersteller TSMC 6,6 Milliarden Dollar (6,27 Milliarden Euro) an direkten Finanzhilfen zur Verfügung, um den Bau mehrerer Produktionsstätten in den USA zu fördern. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung von US-Präsident Joe Biden hieß es, die nun erzielte Einigung mit TSMC werde private Investitionen in Höhe von 65 Milliarden Dollar (61,7 Milliarden Euro) zur Folge haben, um drei hochmoderne Anlagen im Bundesstaat Arizona zu bauen.

Gitarrensammlung von Rock-Legende Jeff Beck wird im Januar versteigert

Zwei Jahre nach dem Tod der britischen Rock-Legende Jeff Beck soll im Januar seine Gitarrensammlung versteigert werden. Einige der 130 Gitarren, Verstärker und anderes "Handwerkszeug", die Beck in seiner jahrzehntelangen Karriere benutzte, sollen am 22. Januar in London unter den Hammer kommen, wie das Auktionshaus Christie's am Freitag mitteilte. Sie dürften hunderttausende Pfund einbringen.

Einzelhandel in China legt im Oktober zu

Der Einzelhandel in China hat im Oktober so stark zugelegt wie seit Beginn des Jahres nicht mehr. Die Umsätze wuchsen um 4,8 Prozent im Jahresvergleich, wie das Nationale Statistikamt in Peking am Freitag mitteilte. Im September hatte es einen Anstieg von 3,2 Prozent gegeben. Die nun veröffentlichten Zahlen lagen über den Erwartungen von Analysten und lassen auf eine Erholung des Binnenkonsums schließen.

Textgröße ändern: