Deutsche Umwelthilfe lässt über Schmähpreis für "dreisteste Umweltlüge" abstimmen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat ihre Abstimmung über die "dreisteste Umweltlüge" des Jahres gestartet. Bis zum 9. Juni können Verbraucherinnen und Verbraucher online über die Vergabe des Schmähpreises "Goldener Geier 2024" entscheiden, wie die Organisation am Dienstag mitteilte. Aus mehreren hundert Einreichungen ermittelte die DUH demnach vier Vorschläge, die nun zur Abstimmung stehen.
Nominiert wurden in diesem Jahr die Unternehmen Nestlé, DHL, Capri Sun und Avia. Entlarven will die DUH mit der Aktion nach eigenen Angaben Firmen, "die Umweltfreundlichkeit versprechen und das grüne Gewissen der Verbraucherinnen und Verbraucher für ihre Profite ausnutzen". Diese "nutzen grüne Versprechen, um Verbraucherinnen und Verbraucher zum Kauf umweltschädlicher Produkte und Dienstleistungen zu verleiten", erklärte dazu DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Zu Nestlé heißt es, das Unternehmen gaukle mit Slogans wie "Wir finden Plastik okay: Wenn’s weniger wird" und "#UnterwegsNachBesser" einen unermüdlichen Einsatz für die Umwelt vor. Tatsächlich produzierte Nestlé demnach aber im vergangenen Jahr laut dem Nachhaltigkeitsbericht fast 230 Milliarden Einwegverpackungen - zum Beispiel mit den Kaffeekapseln von Nespresso.
DHL wird vorgeworfen, mit seinem Markenzeichen GoGreen den Eindruck eines CO2-neutralen Versandes von Briefen, Päckchen und Paketen zu erwecken. Tatsächlich handele es sich bei den angepriesenen klimaneutralen Paketen "schlichtweg um dreistes Greenwashing", erklärte die DUH.
Capri Sun behaupte, ihr Produkt sei "das nachhaltigste und leckerste Kindergetränk der Welt". Dabei sorge das Unternehmen jährlich bei weltweit sechs Milliarden verkauften Trinktütchen für rund 27.000 Tonnen Wegwerfmüll, kritisieren die Umweltschützer. Zudem enthielten die Trinkbeutel kein Recyclingmaterial.
Avia schließlich werbe mit "CO2-kompensiertem Heizöl". Für einen geringen Aufpreis könnten sich dort Verbraucherinnen und Verbraucher vermeintlich von Emissionen "freikaufen". Mit dem Aufschlag werden ausgewählte Kompensationsprojekte finanziert. "Mit fossilen Energien grün zu heizen, geht aber nicht, egal ob irgendwo auf der Welt CO2 kompensiert wird", erklärte die DUH.
"Angesicht der wirtschaftlich schwierigen Lage, in der sich viele Haushalte derzeit befinden, und der fortschreitenden Klimakatastrophe, die beispielsweise die Menschen im Saarland derzeit zu spüren bekommen, ist diese Art von Marketingmasche inakzeptabel", erklärte Metz. Die DUH forderte Hersteller auf, statt Greenwashing besser Produkte auf den Markt zu bringen, die tatsächlich Müll einsparen oder CO2-Emissionen mindern.
Über den "Goldenen Geier" abstimmen können Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Webseite www.duh.de/goldenergeier/2024. Frühere "Preisträger" waren etwa schon einmal Nestlé für seine klimaschädlichen Einweg-Plastikflaschen von Vittel, Daimler für den klimaschädlichen Stadtgeländewagen Mercedes GLS, RWE für eine Greenwashing-Kampagne im Jahr 2021, Shell für angeblich "klimaneutrales" Tanken und im Vorjahr McDonald’s für seine "I am beautiful"-Kampagne.
H.Lagomarsino--PV