Pallade Veneta - DIHK: Azubi-Mangel verschärft sich weiter

DIHK: Azubi-Mangel verschärft sich weiter


DIHK: Azubi-Mangel verschärft sich weiter
DIHK: Azubi-Mangel verschärft sich weiter / Foto: PHILIPPE HUGUEN - AFP/Archiv

Viele Unternehmen gehen bei der Suche nach neuen Auszubildenden längst kreative Wege über Tiktok, Instagram und WhatsApp - aber auch das hilft nicht immer. Fast die Hälfte der Betriebe (49 Prozent) in Industrie und Handel konnte im vergangenen Jahr nicht alle seiner Lehrstellen besetzen, wie eine DIHK-Umfrage ergab. Das waren zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr - ein neuer Negativrekord. Hauptgrund ist der demografische Wandel.

Textgröße ändern:

In der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gaben mehr als ein Drittel der Betriebe - 35 Prozent - an, sie hätten keine einzige Bewerbung erhalten. Hochgerechnet sind das 30.000 Ausbildungsbetriebe.

Besonders betroffen seien die Branchen Industrie, das Gastgewerbe, der Handel, die Verkehrsbranche und das Baugewerbe, erklärte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Am meisten hätten kleine Betriebe zu kämpfen.

Die Gründe für den Azubi-Mangel sind neben dem demografischen Wandel vielfältig. Den jungen Menschen fehlt laut DIHK "eine effiziente und zielgerichtete Berufsorientierung". Dafür müssten die Schulen ausreichend Zeit einplanen, Finanz- und die sogenannten MINT-Themen sollten im Unterricht eine größere Rolle spielen, also Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Oftmals sei auch eine fehlende "solide Grundbildung" ein Problem, wie auch die jüngsten Ergebnisse der Pisa-Studien zeigten. "Unser Bildungssystem muss an dieser Stelle besser werden", forderte Dercks.

"Aus der Not heraus nehmen Unternehmen immer mehr selbst in die Hand und unterstützen junge Menschen mit Startschwierigkeiten auf verschiedenste Weise". Das reiche von Nachhilfe in Deutsch und Mathematik über sozialpädagogische Dienste bis hin zu Coaching-Programmen zur Verbesserung von Selbstmanagement und Motivation.

Wie die Umfrage zeigt, setzt mittlerweile auch mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland auf Marketing über Social Media, um junge Menschen anzusprechen. Den persönlichen Kontakt können diese Kanäle offenbar aber nicht ersetzen: Über 70 Prozent der Betriebe werben neue Azubis über Schnuppertage oder Praktika an. Eine besonders wichtige Rolle spielt demnach auch weiterhin die eigene Webseite.

Immer mehr Unternehmen stellen zudem Menschen aus dem Ausland ein oder versuchen sie für die Ausbildung zu gewinnen. 2019 lag der Anteil dieser Unternehmen noch bei 41 Prozent, 2023 bei 48 Prozent. Insbesondere in der Gastronomie und in der Transport- und Logistikbranche seien Azubis aus dem Ausland gefragt, erklärte Dercks.

"Es bestehen aber nach wie vor noch Hürden bei der Einstellung ausländischer Auszubildender. Das betrifft vor allem die Sprache." 81 Prozent der Betriebe sehen in unzureichenden Deutschkenntnissen die größte Herausforderung. Umständliche bürokratische Prozesse bei Visum- und Aufenthaltsverfahren erschwerten die Einstellungen für 43 Prozent der Ausbildungsbetriebe.

Für die Linke-Gruppe im Bundestag sind auch schlechte Arbeitsbedingungen ein Grund für die Probleme bei der Besetzung der freien Stellen. "Zu viele Menschen werden während ihrer Ausbildung schlecht betreut, schlecht oder gar nicht bezahlt und haben keine verlässliche Perspektive", erklärte die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Nicole Gohlke. Zudem seien die Berufsschulen "kaputtgespart" worden. Die Bundesregierung betreibe bei diesem Thema "gezielte Arbeitsverweigerung".

Die Ausbildungsumfrage der DIHK beruht auf Angaben von mehr als 13.000 Unternehmen im Bereich der Industrie- und Handelskammern.

G.Riotto--PV

Empfohlen

Schlechte Witterung: Weinernte in Frankreich nähert sich historischem Tiefstand

Die diesjährige Weinernte in Frankreich ist sehr schlecht ausgefallen. Die erwartete Erntemenge ging im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent zurück und näherte sich damit den historischen Tiefständen aus den Jahren 2017 und 2021 an, wie das Landwirtschaftsministerium in Paris am Freitag mitteilte. Es verwies auf "ungünstige Wetterbedingungen in allen Regionen".

Renten steigen im kommenden Jahr voraussichtlich um 3,5 Prozent

Die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland bekommen voraussichtlich auch im kommenden Jahr mehr Geld: Die Renten sollen ab Juli 2025 um 3,51 Prozent steigen, wie aus dem am Freitag bekannt gewordenen Entwurf des Rentenversicherungsberichts hervorgeht. Betroffen sind rund 22 Millionen Menschen.

Draghi: Europa muss nach Trump-Sieg eigene Wirtschaft stärken

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA hat der frühere italienische Regierungschef und Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zur Stärkung der europäischen Wirtschaft und der eigenen Wettbewerbsfähigkeit aufgerufen. Beides sei nun "noch dringender" als zuvor, sagte Draghi am Freitag vor Beratungen mit den EU-Staats- und Regierungschefs in Budapest. Zudem rief er zu Verhandlungen mit Trump auf, um die von ihm angedrohten Zollaufschläge abzuwenden.

Tourismus in Deutschland: Weniger Übernachungsgäste aus dem Inland im September

Trotz einer deutlichen Zunahme ausländischer Gäste ist die Zahl der Übernachtungen in deutschen Hotels und Herbergen im September gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Das Gastgewerbe verzeichnete insgesamt 48,7 Millionen Übernachtungen aus dem In- und Ausland, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag nach vorläufigen Ergebnissen mitteilte. Das waren den Statistikern zufolge 1,6 Prozent weniger als im September 2023.

Textgröße ändern: