Wechsel an der Spitze der Commerzbank - Orlopp wird neue Vorstandschefin
Mitten in der Diskussion um eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit hat das zweitgrößte deutsche Geldhaus einen vorzeitigen Wechsel an der Konzernspitze angekündigt. Die bisherige Finanzvorständin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp soll "zeitnah" den scheidenden Bankchef Manfred Knof ersetzen, wie der Aufsichtsrat am Dienstag mitteilte. Die Amtsübergabe solle in den kommenden Tagen erfolgen, hieß es aus dem Umfeld der Commerzbank.
Knof hatte dem Aufsichtsrat Anfang September mitgeteilt, dass er sich mit Ende seines laufenden Vertrages Ende 2025 aus dem Unternehmen zurückziehen werde. In der Mitteilung vom Dienstag hieß es nun, der Aufsichtsrat strebe einen "zeitnahen Übergang" an. Neuer stellvertretender Vorstandsvorsitzender werde Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer. Orlopp bleibt den Angaben zufolge bis zur Nachbesetzung ihres bisherigen Postens weiter Finanzchefin. Beide erhalten zunächst einen Vertrag über fünf Jahre, erklärte die Bank.
"Ich bedanke mich für das Vertrauen des Aufsichtsrates", erklärte Orlopp und sprach von "große Aufgaben", die vor der Bank lägen. "Gemeinsam mit all unseren Partnern werden wir auch die vor uns liegenden Herausforderungen meistern", versicherte sie.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Weidmann bezeichnete Orlopp als "ideale Nachfolgelösung". Sie stehe für "Wachstum, Profitabilität, Kundenfokus und Zusammenarbeit". Gerade in der jetzigen Phase der Bank seien klare Verantwortlichkeiten entscheidend. Gleichzeitig dankte der ehemalige Bundesbankpräsident dem scheidenden Vorstandschef Knof für dessen "strategischen Weitblick" bei der Sanierung der Commerzbank.
Die Bank war im Zuge der Finanzmarktkrise 2008 in finanzielle Schieflage geraten und erhielt 2008 und 2009 Kapitalhilfen vom Bund in Höhe von insgesamt 18,2 Milliarden Euro, von denen bisher rund 13,15 Milliarden Euro zurückgezahlt wurden.
Knof hatte die Leitung der Bank im Januar 2021 übernommen und ihr einen strikten Sparkurs verpasst. Im Zuge des Umbaus wurde das Filialnetz deutlich verkleinert, tausende Stellen wurden gestrichen. Auch wegen der stark gestiegenen Zinsen fuhr die Bank im vergangenen Jahr Rekordgewinne ein.
Zuletzt hatte die Commerzbank aber vor allem wegen einer möglichen Übernahme durch die italienische Bank Unicredit Schlagzeilen gemacht. Die Unicredit übernahm Anfang September die Bundesanteile der zweitgrößten deutschen Bank und kaufte in der Folge weitere Aktien, so dass sich ihre Beteiligung auf 21 Prozent erhöhte. Am Montag kündigte Unicredit an, ihre Anteile auf 29,9 Prozent erhöhten zu wollen.
L.Guglielmino--PV