Weltenergiebericht: Ziel einer CO2-neutralen Energieversorgung noch "weit entfernt"
Bis Ende dieses Jahrzehnts wird mehr als die Hälfte des auf der Erde produzierten Stroms aus erneuerbaren Energien kommen - doch vom Ziel einer CO2-neutralen Energieversorgung bis 2050 ist die Welt noch "weit entfernt". Die Internationale Energieagentur (IEA) fordert daher in ihrem aktuellen Weltenergieausblick, den Ausbau der Erneuerbaren zu beschleunigen. Sie warnt vor anhaltenden Risiken für die Energiesicherheit - etwa durch geopolitische Spannungen und den Klimawandel.
"Wir haben das Kohlezeitalter und das Ölzeitalter erlebt und treten nun mit hoher Geschwindigkeit in das Stromzeitalter ein", sagte IEA-Chef Fatih Birol am Mittwoch. Dieser Strom werde zunehmend aus sauberen Quellen kommen. Im Jahr 2023 seien so viele saubere Energieerzeugungsanlagen wie nie installiert worden.
Laut Weltenergieausblick wird die Stromerzeugungskapazität aus Erneuerbaren von derzeit 4250 Gigawatt auf fast 10.000 Gigawatt 2030 steigen. Das Ziel einer Verdreifachung sei damit zwar nicht erreicht - dennoch sei diese Kapazität "mehr als ausreichend", um den steigenden weltweiten Strombedarf zu decken und die Energieproduktion aus Kohle zurückzudrängen, so die IEA. Mit Hilfe der Atomkraft, an der das Interesse in vielen Ländern wieder erwacht sei, der Solar- und Batterietechnik dürften CO2-arme Energiequellen bis 2030 mehr als die Hälfte des weltweiten Stroms erzeugen.
Entsprechend werde der weltweite Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) "vor 2030" zurückgehen. Doch "ohne einen starken Rückgang danach ist die Welt auf dem besten Weg, bis zum Ende des Jahrhunderts einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen um 2,4 Grad Celsius zu erreichen", warnte die IEA. Das liegt weit über dem ehrgeizigen Ziel des Pariser Klimaabkommens von plus 1,5 Grad.
Denn die Nachfrage nach Strom wächst laut IEA enorm. Industrie, Elektromobilität, Datenverarbeitung, Klimatisierung - überall wird viel Strom gebraucht. Vor allem im globalen Süden habe das dazu geführt, dass auch die Energieerzeugung aus fossilen Quellen im vergangenen Jahr stark zugenommen habe. Zwei Drittel des Anstiegs der Energienachfrage wurden 2023 demnach durch fossile Brennstoffe gedeckt. Das habe dazu geführt, dass die CO2-Emissionen aus der Energieproduktion im vergangenen Jahr so hoch waren wie nie.
Die IEA plädiert dafür, vor allem Schwellenländer mit der Technik zur Erzeugung sauberer Energie zu versorgen. Das würde zu einem deutlichen Rückgang der weltweiten Emissionen führen, hieß es in dem Bericht.
R.Lagomarsino--PV