Fehlende Sprachkenntnisse größtes Hindernis für Arbeitsaufnahme von Ukrainern
Fehlende Sprachkenntnisse und unzureichende Angebote in der Kinderbetreuung sorgen weiter für Probleme bei der Erwerbsbeteiligung von Flüchtlingen aus der Ukraine am deutschen Arbeitsmarkt. Laut einer am Donnerstag vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) in Wiesbaden veröffentlichten Studie gaben 92 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge, die derzeit nicht nach Arbeit suchen, an, entweder einen Sprachkurs zu besuchen oder noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse zu haben.
Zu den weiteren Hauptgründen für Zurückhaltung bei der Arbeitssuche zählen die Betreuung der eigenen Kinder oder die Pflege von Angehörigen, was zusammen 37 Prozent der Befragten angaben. In Deutschland leben der Behördenstudie zufolge derzeit rund 1,1 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach dem Angriff Russlands aus ihrem Heimatland flohen. Nach neuen BIB-Daten verdoppelte sich deren Erwerbsbeteiligung binnen knapp zwei Jahren nahezu. Im Sommer 2022 arbeiteten nur 16 Prozent der Geflüchteten, in diesem Frühjahr waren es 30 Prozent.
Trotz des Anstiegs sieht die Studie aber weiter große Herausforderungen. 30 Prozent der Befragten gaben demnach an, derzeit aktiv Arbeit zu suchen. Vor allem Mütter mit kleinen Kindern hätten aber Schwierigkeiten bei der Arbeitsaufnahme wegen der Kinderbetreuung. So liege die Erwerbstätigenquote von Müttern mit kleinen Kindern gegenwärtig bei 22 Prozent, bei Müttern schulpflichtiger Kinder bei 32 Prozent. Bei den ukrainischen Männern gebe es keine nennenswerten Zusammenhänge zwischen Erwerbstätigkeit und familiärer Situation. Die Erwerbstätigenquote von Vätern mit minderjährigen Kindern lag zum Zeitpunkt der Studie bei 41 Prozent.
BIB-Direktorin Katharina Spieß erklärte, die Ergebnisse verdeutlichten "den großen Weiterbildungsbedarf, insbesondere im Bereich der Sprachkenntnisse". Eine gezielte Förderung sei weiterhin nötig, um eine noch stärkere Teilhabe am Arbeitsmarkt zu erreichen. Nach Abschluss der aktuell noch besuchten Sprachkurse und durch die dadurch verbesserten Deutschkenntnisse würden dem Arbeitsmarkt perspektivisch weitere Menschen zur Verfügung stehen.
Wie die Studie ebenfalls ergab, verfügt etwa die Hälfte der Flüchtlinge aus der Ukraine über Erfahrungen in Berufen mit Fachkräftemangel. Dazu gehörten vor allem Pflege- und Gesundheitsberufe und das Handwerk. Diese Potenziale würden aber noch nicht ausreichend genutzt. Hohe Sprachanforderungen oder komplizierte Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse würden den Einstieg in den Job erschweren.
Aus Sicht der Forschenden gelinge die Integration von Ukrainerinnen und Ukrainern in den deutschen Arbeitsmarkt aber besser als bei anderen Gruppen Geflüchteter. Dies liege vor allem an dem überdurchschnittlich hohen Bildungs- und Qualifikationsniveau, dem erleichterten Zugang zum Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie den schnellen Fortschritten beim Erlernen der deutschen Sprache.
C.Grillo--PV