Konsumklima wegen Kaufkrafteinbußen "im Sinkflug"
Die hohen Inflationsraten und die damit deutlich geschrumpfte Kaufkraft belasten die Konsumstimmung in Deutschland schwer. Das vom Marktforschungsinstitut GfK ermittelte Konsumklima für Oktober sinkt auf minus 42,5 Punkte. Vor allem die Einkommenserwartung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist dafür verantwortlich: Sie rutschte im September auf den tiefsten Stand seit Beginn der Umfragen für Gesamtdeutschland 1991, wie die GfK am Mittwoch mitteilte.
"Viele Haushalte sind momentan gezwungen, deutlich mehr Geld für Energie auszugeben beziehungsweise für deutlich höhere Heizkostenabrechnungen zurückzulegen", erläuterte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Entsprechend müssten sie bei anderen Ausgaben, wie zum Beispiel neuen Anschaffungen, sparen. Das lasse das Konsumklima "auf ein neues Rekordtief abstürzen".
Die Konjunkturerwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher sind laut GfK-Umfrage fast so schlecht wie zuletzt in der Finanz- und Wirtschaftskrise im Mai 2009. "Sowohl Unternehmen als auch private Haushalte sorgen sich um die explosionsartig gestiegenen Energiekosten", sagte Bürkl. Einige energieintensive Unternehmen hätten bereits ihre Produktion zurückgefahren. Weitere Produktionseinschränkungen drohten durch die anhaltenden Lieferengpässe aufgrund unterbrochener Lieferketten.
Da die Haushalte mit weniger Einkommen rechnen, sinkt laut Umfrage ihre Anschaffungsneigung. Der von der GfK ermittelte Indikator sank auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2008 zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die finanziellen Mittel für größere Anschaffungen stünden den privaten Haushalten nicht mehr zur Verfügung, so das Institut.
Bürkl erwartet "schwierige Zeiten in den kommenden Monaten". Im Moment sei nicht absehbar, wann sich die Inflation wieder spürbar abschwäche. "Negative reale Konsumausgaben werden die rezessiven Tendenzen der deutschen Wirtschaft noch verstärken", sagte er.
Für ihre repräsentativen Studien zum Konsumklima führt die GfK monatlich Interviews mit Verbrauchern zu ihrer Konjunkturerwartung, ihrer Einkommenserwartung und ihrer Anschaffungsneigung. Für die aktuelle Erhebung wurden vom 1. bis 12. September rund 2000 Menschen befragt. Der Konsum gilt als eine wichtige Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.
Ähnlich sieht es im Nachbarland Frankreich aus. Nach einer leichten Verbesserung im August rutschte der am Mittwoch veröffentlichte Konsumindex im September auf 79 Punkte. Das gemessene Verbrauchervertrauen sank ebenfalls. Die Menschen in Frankreich schätzen vor allem die Entwicklung der eigenen finanziellen Lage als pessimistisch ein.
Die Inflation in Frankreich hatte im August 5,9 Prozent erreicht, am Freitag will das Statistikamt des Landes eine erste Schätzung für September herausgeben. Damit steht das Nachbarland besser da als Deutschland - hierzulande war die Inflation im August auf 7,9 Prozent geklettert. Am Donnerstag gibt das Statistische Bundesamt eine erste Schätzung für September bekannt.
F.Abruzzese--PV