Schneller Übergang von Schule in Ausbildung oder Studium ist "eher die Ausnahme"
Ein schneller Übergang von der Schule in Ausbildung oder Studium und in den Beruf ist einer Studie zufolge eher Ausnahme als Normalfall. Vier Jahre nach Verlassen der Schule hat weniger als die Hälfte (43 Prozent) der jungen Erwachsenen einen ersten Abschluss erworben, wie die am Mittwoch veröffentlichte Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. 15 Prozent haben nach vier Jahren noch nicht einmal den Einstieg geschafft oder sie haben eine Ausbildung nach kurzer Zeit wieder abgebrochen.
"Die Zahlen bedeuten, dass angesichts von rund 750.000 Schulabgänger:innen jährlich mehr als 100.000 junge Menschen das Risiko haben, langfristig ohne Berufsabschluss zu bleiben", sagte Claudia Burkard, Ausbildungsexpertin der Bertelsmann Stiftung. "Als Ungelernte haben sie schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Und damit geringe Einkommen, wenig Aufstiegschancen und später eine knappe Rente."
Unter diesen jungen Menschen sind laut Studie überdurchschnittliche viele mit einem niedrigen Schulabschluss, aus benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund. Besonders kritisch ist die Situation demnach für junge Erwachsene mit maximal einem Hauptschulabschluss. Vier Jahre nach Verlassen der allgemeinbildenden Schule sind 27 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer mit maximal Hauptschulabschluss nicht in einer regulären Ausbildung.
Jeder oder jedem fünften Jugendlichen gelingt der Übergang in eine Ausbildung oder ein Studium erst mit einem oder zwei Jahren Verzögerung. Expertin Burkard forderte daher eine stärkere Berufsorientierung an allen Schulformen.
Sie plädierte zudem für eine staatliche Ausbildungsgarantie: "Sie schafft die rechtliche Grundlage dafür, dass jede:r ausbildungswillige Jugendliche ein Ausbildungsangebot bekommt."
Die Ampel-Regierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag auf eine Ausbildungsgarantie geeinigt. Sie soll "allen Jugendlichen einen Zugang zu einer vollqualifizierenden Berufsausbildung ermöglichen, stets vorrangig im Betrieb". In Regionen mit erheblicher Unterversorgung an Ausbildungsplätzen sollen demnach bedarfsgerecht außerbetriebliche Ausbildungsangebote in enger Absprache mit den Sozialpartnern angeboten werden.
Die Arbeitgeber lehnen die Ausbildungsgarantie ab. Problem seien eher zu wenig Auszubildende als zu wenig Lehrstellen, argumentieren sie.
Für die Studie werteten die Universität Göttingen und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg Daten des Nationalen Bildungspanels aus. Sie analysierten die nachschulischen Bildungswege von 7168 Menschen.
I.Saccomanno--PV